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Making Things Public

1997 identifizierte Eleanor Heartney einen »dritten Weg« öffentlicher Kunst, der sich von den prototypischen Beispielen Richard Serras und Scott Burtons unterscheidet: »Obwohl sie sich an entgegengesetzten Enden des Spektrums öffentlicher Kunst befinden, verbindet diese Beispiele die Tatsache, dass es ihnen nicht gelingt, mit der wirklichen Komplexität des öffentlichen Kontexts zurande zu kommen; Serra nicht, weil er den alten Stillstand zwischen Avantgardekünstler und spießbürgerlicher Öffentlichkeit erneut in Szene setzt, und Burton, weil er die Öffentlichkeit als eine Art einförmige Masse auffasst, die problemlos durch gemeinsame Interessen miteinander verbunden ist … In jüngerer Zeit ist aber in den Werken von Künstlern wie Dennis Adams, Alfredo Jaar, Krysztof Wodiczko und Jenny Holzer ein dritter Ansatz zum Vorschein gekommen, der die Stadt als Ort konkurrierender Interessen, Ideologien und Sprachen begreift und existierende Foren und Formen infiltriert, um dem modernen Leben innewohnende Konflikte zu dramatisieren statt sie aufzulösen.« [49] Heartneys Formulierung, die in konzeptueller Hinsicht Mouffes umstrittener, agonistischer Demokratie ähnelt, zitiert

 

die Stadt als die öffentliche Sphäre, doch man kann die ›cybride‹ Umgebung nicht ignorieren: Der öffentliche Raum ist beides, physisch und virtuell. Noch wichtiger aber ist die Frage, wie wir diesen Wettkampf interpretieren. Wie, wenn nicht durch Konsens, sollen wir den »Willen des Volkes« messen? Bruno Latour schreibt über die 2005 im ZKM stattfindende Ausstellung »Making Things Public«: »Unser Politikbegriff ist allzu lange von einer absurd unrealistischen Epistemologie hintertrieben worden. Es ist hart, an zutreffende Fakten zu gelangen, und je härter sie sind, desto mehr gehen sie mit irgendwelchem kostspieligen Equipment einher, längeren Vermittlungen, noch feineren Beweisen. Transparenz und Unmittelbarkeit sind sowohl für die Naturwissenschaft wie für die Politik schlecht. Wir müssen in der Lage sein, in die Versammlungen entscheidende Fragen mit ihrem langen Gefolge komplizierter, beweiskräftiger Vorrichtungen hineinzutragen. Kein unvermittelter Zugang zur Übereinkunft, kein unvermittelter Zugang zu den Fakten der Sache. Schließlich sind wir an ziemlich obskure Wahl- und Abstimmungsverfahren gewöhnt.

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