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Chris Burden »C.B.T.V. (Chris Burden Television)« | C.B.T.V.
Chris Burden, »C.B.T.V. (Chris Burden Television)«, 1977
C.B.T.V. | © Chris Burden


 
Chris Burden »C.B.T.V. (Chris Burden Television)« | C.B.T.V.Chris Burden »C.B.T.V. (Chris Burden Television)« | C.B.T.V.Chris Burden »C.B.T.V. (Chris Burden Television)« | C.B.T.V.Chris Burden »C.B.T.V. (Chris Burden Television)« | C.B.T.V.
Kassel | Deutschland | 2 synchrone Motoren, Linse, photoelektrische Zelle, 2 Trommeln, Metallscheibe, variable Maße.
 

 Chris Burden
»C.B.T.V. (Chris Burden Television)«

Die dem Fernsehen zugrundeliegende Technik der unmittelbaren Übertragung eines sich bewegenden Bildes von einem Ort an einen anderen war sechzig Jahre lang bekannt, ehe es materiell möglich wurde, sie vorzuführen. 1924 gelang es dem schottischen Erfinder John L. Baird, Umrisse von Gegenständen von einem Raum seines Hauses in einen anderen zu übertragen.
Baird verwendete für seinen eher mechanischen als elektronischen Apparat eine sich schnell drehende Metallscheibe, die mit Löchern ausgestattet war. Jedes der winzigen Löcher erfaßte eine Linie des Bildfeldes. Eine hinter der Scheibe angebrachte Sammellinse bündelte das durch das Loch dringende Licht auf eine photoelektrische Zelle, die sich, abhängig davon, ob es sich um helle oder dunkle Flächen handelte, innerhalb kürzester Zeit ein- und ausschaltete. Das Bild wurde auf diese Weise in eine unstetige Menge elektronischer Ein-Aus-Impulse zerlegt. Wurden diese Impulse übertragen, konnte das Bild wiederzusammengesetzt und von einem in einiger Entfernung aufgestellten ähnlichen Apparat dekodiert werden.
Dieses System ist ungeheuer genau. Die Scheibe in der Kamera dreht sich 1200mal pro Minute oder 20mal pro Sekunde. Da die Scheibe 45 Löcher hat, bewegt sich etwa jede Tausendsteisekunde ein Loch über das Bildfeld. In dieser Zeit schaltet sich die Fotozelle 50mal ein und aus und zerlegt so die erfaßte Fläche in eine Reihe von Ein-Aus-Signalen; die Fotozelle schaltet sich also in der Sekunde 50.000mal ein und aus, was einer Frequenz von 50 Kilohertz entspricht.
Das Ein-Aus-Signal wird über einen Draht übertragen oder in eine Radiowelle verwandelt. Der Empfänger ist fast identisch mit der Kamera. Durch das in der Kamera entstehende Signal wird im Empfänger mit einer Frequenz von 50 Kilohertz ein ganz besonderes Licht ein- und ausgeschaltet. Dreht sich die Scheibe des Empfängers mit der gleichen Geschwindigkeit wie die Kamerascheibe, bewegen sich die entsprechenden Löcher des Empfängers in Beziehung auf die Bildschirmfläche (die flimmernde Neonplatte des Empfängers) synchron mit den Löchern der Kamera und man kann das in der Kamera entstehende Bild rekonstruieren.
Ich glaube, daß diesem Apparat als technischer Erfindung entscheidende Bedeutung zukommt, weil er eine erfolgreiche Lösung der ewigen menschlichen Sehnsucht darstellt, über seine unmittelbare Umgebung hinaus zu sehen. Im Lauf der zusehends komplexeren Entwicklung der Technik verstehen immer weniger Menschen, wie etwas wirklich funktioniert. Indem ich den Apparat in seiner ursprünglichen, einfachen Form vorführte, hoffte ich, dazu beizutragen, daß man dieses Instrument, das die unmittelbare visuelle Kommunikation möglich gemacht hat, besser versteht.

(Chris Burden, Beyond the Limits, hg. v. Peter Noever, MAK, Ostfildern: Cantz 1996, S. 171f.)

 

Chris Burden