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Nam June Paik
»Elektronischer Videorekorder«
Cafe Au GoGo – 152 Bleecker – 4. & 11. Oktober 1965 – World Theater – 21 Uhr (eine versuchsweise Vorschau auf die große November-Ausstellung in der Bonino Galerie)
Durch das Stipendium der JDR 3rd Fund (Frühjahr 1965) ist mein fünf Jahre alter Traum, die Kombination des elektronischen Fernsehens & Videorecorders, realisiert worden. Es war ein langer, langer Weg, seit ich diese Idee 1961 beim Kölner Radiosender hatte, als sein Preis so hoch war wie eine halbe Million Dollar. Ich denke mit einem bitteren Lächeln daran zurück, daß ich 25 Dollar für eine betrügerische Gebrauchsanweisung „Bau den Videorecorder selbst“ bezahlt habe, und an den verzweifelten Versuch, ihn mit Shuya Abe letztes Jahr in Japan zu konstruieren. In meiner Elektro-Vision auf Videoband sieht man sein eigenes Bild nicht nur sofort und findet heraus, was für schlechte Angewohnheiten man hat, sondern sieht sich selbst in zwölf Weisen deformiert, was nur auf elektronische Weise möglich ist.
* Es ist eine historische Notwendigkeit, falls es eine historische Notwendigkeit in der Geschichte gibt, daß eine neue Dekade des elektronischen Fernsehens der vergangenen Dekade der elektronischen Musik folgt.
** Variabilität & Indeterminismus sind in der optischen Kunst unterentwickelt, so wie Sex als Parameter in der Musik unterentwickelt ist.
*** Wie die Collagetechnik die Ölfarbe ersetzte, wird die Kathodenstrahlröhre die Leinwand ersetzen.
**** Eines Tages werden Künstler mit Kondensatoren, Widerständen & Halbleitern arbeiten so, wie sie heute mit Pinseln, Violine & Abfall arbeiten.
Laser-Idee Nr. 3
Wegen der VVHF des LASERS werden wir genügend Radiosender haben, um uns Nur-Mozart-Sender, Nur-Cage-Sender, Nur-Bogart-TV-Sender, Nur-Untergrundfilm-TV-Sender etc. etc. etc. leisten zu können.
Quelle: Flugblatt aus dem Jahre 1965 zur ersten öffentlichen Präsentation von Videobändern im New Yorker Cafe Au GoGo. Der Besuch des Papstes gehörte zu den ersten Motiven, die Paik aufnehmen konnte. Der letzte Satz, sagt Paik, nimmt bereits den Videosynthesizer vorweg.
Paik schrieb diesen Text ursprünglich 1965 für die New School for Social Research, New York, zusammen mit Bill Wilson. In: Nam June Paik, Videa 'n' Videology 1959–1973, Everson Museum of Art, Syracuse, N. Y., 1974, unpaginiert. Abgedruckt in: Nam June Paik. Werke 1946–1976. Musik – Fluxus – Video