Hinweis: Wenn Sie diesen Text sehen, benutzen Sie einen Browser, der nicht die gängigen Web-Standards unterstützt. Deshalb wird das Design von Medien Kunst Netz nicht korrekt dargestellt. Die Inhalte selbst sind dennoch abrufbar. Für größtmöglichen Komfort und volle Funktionalität verwenden Sie bitte die empfohlenen Browser.

Themenicon: navigation pathÄsthetik des Digitalenicon: navigation pathKybernetische Ästhetik
 
Kommunikationssystem (Shannon, Claude), 1949
 
 
 

icon: previous page

Formalisierung muss als ein ebenso künstliches System begriffen werden wie unser kulturelles und soziales Fundament. Die erste ›künstliche Welt‹ wird mit Techniken plastisch anschaulicher Darstellung von Umwelt (wie in der Höhlenmalerei) geschaffen. Andere Kunstwelten entstehen durch die Standardisierung von Sprache durch Alphabet und Schrift. Im Verlauf der Menschheitsgeschichte werden kontinuierlich neue Verfahren und Niveaus von Künstlichkeit geschaffen, die den Bedarf nach einem der jeweiligen Gesellschaftsform angemessenen Kommunikationssystem befriedigen. Als beispielhaft darf im Rahmen einer allgemeinen Kommunikationstheorie der Versuch von Claude E. Shannon/Warren Weaver gelten, 1948 ein logisches Kommunikationssystem zu erarbeiten. Shannon untersucht die physischen und statistischen Eigenschaften von Nachrichten, wobei sein Ansatz mit Formalisierungen in Logik und Physik vergleichbar ist. [3]

Nach Shannons »Diagramm des Kommunikationssystems« bezieht sich Information im technischen Kommunikationsprozess nicht auf Bedeutung, sondern auf die in einer Nachricht

 

enthaltene Menge von Signalen. Insofern liegt für Shannon und Weaver das Grundproblem von Kommunikationstechnik — zum Beispiel die Quantifizierung der Information oder die Kapazität des Kanals — im Bereich der Mathematik und Physik, unabhängig von Signalen oder Kodierungen wie auch davon, ob die Sender und Empfänger Maschinen oder Menschen sind.

Den gleichen Ausgangspunkt bezieht eine neue, direkt von der Kybernetik inspirierte ästhetische Richtung, die in der Information den Schlüsselbegriff zum Verständnis ästhetischer Prozesse sieht. Über Formalisierung versucht man, eine Gegenposition zu Tendenzen ästhetischer Theorie kantianisch-hegelianischer Prägung aufzubauen. Die Zielsetzung eines formalen ästhetischen Systems gilt nicht der Vertiefung von Interpretationen oder Werturteilen, sondern dem System des Werkes selbst, der Organisation von Elementen und Zeichen. Jedes Kunstwerk, überhaupt jeder künstlerische Ausdruck wird nun als Nachricht betrachtet, die von einem kreativen Individuum (einem Künstler oder einer Künstlergruppe), Sender genannt, einem anderen

icon: next page