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Die Vorgeschichte audiovisueller Medien und Künste 1870—1910

Schon ganz am Beginn der Mediengesellschaft, seit der zweiten Hälfte des 19. bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts, gibt es zahlreiche Ansätze zu einer Synästhesie, bei der Kunst und technische Invention oft kaum zu trennen sind: Erfinder bauen Farborgeln, Lichtklaviere und ähnliche, heute vergessene Apparate – andererseits versuchen Maler, Musik in Bilder zu fassen, und ebenso wollen Komponisten ihre Musik visualisieren. [8]

Einer dieser vielen Apparatebauer ist Frédéric Kastner, der 1870 sein Pyrophon erfindet. Dieses neuartige Instrument, das durch farbige Gasflammen zugleich Licht und Töne erzeugt, nutzt den physikalischen Effekt der so genannten »singenden Flammen«. Es ist ein Zwitter aus Musik und Physik, aus Kunst und Experiment. Das hier Klang aus Licht gewonnen wird, verheißt den Zeitgenossen eine Annäherung an die schon lange gesuchte kosmische Harmonie der Natur. [9] Deshalb erregt es auch das Interesse von Richard Wagner, der es als gelungene technische Umsetzung seines

 

Gesamtkunstwerk-Gedankens sieht und es in seinen Opern einsetzen will. Aber die Bankrotterklärung von Wagners Sponsor, König Ludwig II., durch den bayrischen Staat machte der königlichen Verschwendungssucht ein Ende.

Wagners Opern können als Urahnen der multimedialen Audiovisionen gelten. In diesem Sinne lautet ein viel sagender Buchtitel »Multimedia from Wagner to Virtual Reality« [10] . Für Wagner haben schon um 1850 die Einzelkünste Malerei, Tanz, Musik und Dichtung das Ende ihres Fortschritts erreicht, nur noch ihre Synthese im von ihm erstrebten ›Gesamtkunstwerk‹ kann dies überwinden. Deshalb soll das von ihm beschriebene »Kunstwerk der Zukunft« letztlich nichts anderes als eine Oper von Wagner sein. [11] Seine Vision der Oper als Gesamtkunstwerk wurde nach vielen Rückschlägen schließlich ab 1873 einem seltsamen, ja von außen sogar hässlichen Gebäude verwirklicht, dem Festspielhaus Bayreuth. Erst von innen wird die Konstruktion dieser gebauten ›Medienmaschine‹ deutlich: Eine extrem tiefe Bühne erzeugt ein

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