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Die Konstruktion von Medienräumen
Zugang und Engagement: das eigentlich Neue an der Netz(werk)kunst
Josephine Bosma
 
 
 
 
 

 

Einige Gedanken über Kunst

Irgendwie gerät man stets in dasselbe Dilemma, wenn man aus kunsthistorischer Sicht über die neuen Medien schreiben will. Soll man dem üblichen Ansatz folgen, bei dem technische Neuerungen des visuellen Bildes im Vordergrund stehen, oder soll man diese Kunst als Komplex kultureller Ausdrucksformen ›betrachten‹, die unterschiedliche Gestalt annehmen können? Dieses Dilemma scheint mit der Definition von Kunst und dem kulturellen (und politischen) Kontext zusammenzuhängen, der mit jeder Definition von Kunst einhergeht. Doch es gibt einige Strategien, um diesem Dilemma zu entkommen. Eine der beliebtesten ist die, bestimmte künstlerische Werke und Projekte gar nicht erst als Kunst zu bezeichnen. Doch dadurch entsteht eine große Lücke in der Kritik, und viele künstlerische Praktiken werden von vorneherein ausgegrenzt. Meine Lieblingsstrategie ist die entgegengesetzte: Wenn man sich einer Sache nicht sicher ist, sollte man sie als Kunst bezeichnen und alle weiteren Probleme der Bedeutungszuschreibung Kritikern und Theoretikern überlassen. Ob etwas Kunst ist oder nicht, war lange Zeit keine vorrangige Frage; die eigentliche

 

Herausforderung ist vielmehr, wie man künstlerische Praktiken und Produkte einordnen und bewerten soll. Aber es gab noch eine dritte beliebte Strategie. Die Unbestimmbarkeit und Instabilität der Kunst in den elektronischen Medien und ihrem Umfeld haben zu einer Unklarheit geführt, angesichts derer die sicherste, leichteste und eindeutig populärste Option darin bestand – und wahrscheinlich auch auf Jahre darin bestehen wird –, Kunst aus der vormodernen Perspektive des handwerklichen Könnens zu betrachten, häufig verbunden mit einem Hinweis auf das schöpferische Genie des Autors. Dies wiederum geht mit der schlichten Annahme einher, der künstlerische Fortschritt sei in die technische Innovation des visuellen Medienbildes eingebettet. Problematisch an dieser Strategie ist jedoch, dass sie Jahrzehnte interdisziplinärer Kunstpraktiken vernachlässigt, die für die Entwicklung der neuen Praktiken, mit denen wir es heute zu tun haben, sehr wichtig waren, Praktiken, die zu vielgestaltig sind, als dass sie sich einfach in ein oder zwei Kategorien der Felder Design oder bildende Kunst sowie die mit ihnen verbundenen Diskurse einfügen lassen.

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