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Autopoiesis (Rinaldo, Ken), 2000
 
 
 

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der Autopoiese konstituieren. [8]

Spricht man von einer ›Welt‹ oder von ›unserer Kultur‹, so scheint es, als würde sich dies auf etwas Externes, vom Menschen Unabhängiges oder auf ›eine‹ objektive Realität beziehen. Entgegen dieser Auffassung vertritt die konstruktivistische Theorie die Ansicht, dass ein Organismus seine Welt aufgrund seiner physiologischen und funktionalen Beschaffenheit erzeugt. Wie Maturana kurz zusammenfasst: wir erschaffen die Welt, indem wir sie wahrnehmen.

Aus systemtheoretischer Sicht lassen sich demnach drei grundlegende Schlussfolgerungen formulieren. Die Erkenntnisphänomene, einschließlich Sprache und Kommunikation, dürfen nicht einer konnotativen oder denotativen Funktion von Realität zugeordnet werden, die vom Betrachter unabhängig ist; zweitens ist das, was Kulturen hervorbringen, das Ergebnis von Interaktionen zwischen Menschen sowie zwischen ihnen und ihrer spezifischen Umwelt (oder ihrer ›Nische‹, wie Maturana sie nennt); und drittens entstehen weder Kulturen noch die Resultate kreativer Operationen, wie die Kunst, als ›unabhängige‹ Merkmale oder objektive und autonome Realitäten,

 

sondern sind immer vom Beobachter, das heißt vom kognitiven System, abhängig. Sie sind deshalb Merkmale des konsensuellen Bereichs, in dem Menschen operieren. Kontext- und Beobachterabhängigkeit können menschlicher Wahrnehmung und Erkenntnis überhaupt erst die Operationalität des Erkennens erklären. [9] Wenn diese Erkenntnis auf die Kunst übertragen wird, dann könnte man also mit Werner Heisenberg sagen, dass das, was man betrachtet, nicht das Werk selbst ist, sondern das Werk, das der jeweiligen Betrachtungsweise ausgesetzt ist.16

Ein Beispiel für die Anwendung von Parametern der Organisation in interaktiver Kunst ist Ken Rinaldos A-life-Installation »Autopoiesis« (2000), in welcher der Umgebung und den Beobachtern eine wichtige Rolle zukommt, denn sie greifen in das individuelle beziehungsweise kollektive Verhalten der Roboter ein, als ob es sich bei diesen um biologische Wesen handle. In dieser interaktiven Installation schafft Rinaldo zwei Organisationsstufen: einen internen Organisationsprozess, der durch die kommunikative Wechselbeziehung zwischen den Robotern generiert wird und von der Umwelt abhängig ist; und ein

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