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französischen Maler Robert Delaunay (1885–1941) die Simultanität und damit die zeitliche Wahrnehmung in den Mittelpunkt seines künstlerischen Schaffens. Er benutzte die Gesetze des Simultankontrastes zur Erzeugung von Vibrationen im Auge. Die Zeit geriet zu einer neuen Kategorie künstlerischen Schaffens und löste auf gewisse Weise die Bedeutung des zentralperspektivischen Raumes ab. Über den Rhythmus entstand eine besondere Affinität zwischen Kunst und Musik. Die Bildmotive Delaunays gerieten in Bewegung, sie sollten über den optischen Effekt hinaus gar zur Welterkenntnis führen. Sein Freund, der Dichter Guillaume Apollinaire, bezeichnete diese Malweise poetisch als ›Orphismus‹. Ein Stück paragone scheint wieder aufzuflammen, wenn man bei Delaunay liest: »Das Auge ist unser höchstentwickelter Sinn; es steht auf das engste mit unserem Gehirn in Verbindung, dem Bewußtsein. Es vermittelt die Idee der vitalen Bewegung der Welt und diese Bewegung heißt Simultanität.« [20]
Die Malerei geriet bei Delaunay zu einer zeitbasierten Farbkomposition. Die Wahrnehmung erfolgte nicht mehr im Sinne der klassischen
Perspektivkomposition eines rechteckigen gerahmten Bildes. In seiner 1912 entstandenen Serie der »Fensterbilder« komponierte Delaunay meterlange Gemälde, die wie ein Ausschnitt die Wahrnehmung des Bildgegenstandes als zeitlicher Ablauf darstellen.
Über seine »Fensterbilder« schrieb Delaunay: »Die Benennung ›Fenster-Bilder‹ als Titel ist noch eine Erinnerung an die konkrete Realität; aber hinsichtlich der Ausdrucksmittel sieht man schon deren neue Formgebung. Das sind Fenster auf eine neue Realität. Diese neue Realität bedeutet nichts anderes als das Buchstabieren neuer Ausdrucksmittel, die, rein physikalisch, als Elemente der Farbe, die neue Form schaffen. Diese Elemente sind unter anderem gegenübergestellte Kontraste, die eine Bildarchitektur aufbauen, eine Anlage, ähnlich einem Orchester, sich entfaltend wie Sätze in Farbe […] Die Serie beschwört nur das sujet, die Komposition und die Orchestrierung der Farben. Das ist der Ursprung, das erste Auftreten der ungegenständlichen Malerei in Frankreich […] Die Farbe ist ihre eigene Funktion; ihre gesamte Bewegung ist in jedem Augenblick präsent, wie in der musikalischen Komposition in der Epoche von Bach