Hinweis: Wenn Sie diesen Text sehen, benutzen Sie einen Browser, der nicht die gängigen Web-Standards unterstützt. Deshalb wird das Design von Medien Kunst Netz nicht korrekt dargestellt. Die Inhalte selbst sind dennoch abrufbar. Für größtmöglichen Komfort und volle Funktionalität verwenden Sie bitte die empfohlenen Browser. |
Musik«. Die Symphonien Beethovens beschreibt er als »die Erlösung der Musik aus ihrem eigensten Elemente heraus zur allgemeinsamen Kunst. Sie ist das menschliche Evangelium der Kunst der Zukunft. Auf sie ist kein Fortschritt möglich, denn auf sie unmittelbar kann nur das vollendete Kunstwerk der Zukunft, das allgemeinsame Drama, folgen, zu dem Beethoven uns den künstlerischen Schlüssel geschmiedet hat. So hat die Musik aus sich vollbracht, was keine der anderen geschiedenen Künste vermöchte.« [16]
Diesen ›künstlerischen Schlüssel‹ glaubte Wagner selbst empfangen zu haben. In Bayreuth strebte er mit dem Bau eines Festspielhauses, das einzig zur Aufführung seiner eigenen Dramen diente, nach dem ersehnten Gesamtkunstwerk. Die Musikinszenierung mit einem Orchester im Bühnengraben, das die Aufmerksamkeit des Publikums ganz auf das Zusammenspiel von Musik und Bühnenbild fokussierte, gilt als Vorläufer kinematographischer Aufführungen.
Wagners Ideen blieben nicht ohne Wirkung für die bildenden Künste. Eines der herausragenden Beispiele für seinen enormen kulturellen Einfluß liefert der Leipziger Max Klinger (1857–1920). Innerhalb von 16
Jahren und mit einem Kostenaufwand von über 100.000 Mark schuf er die polychrome Plastik »Beethoven«.
Wagners synästhetische Ideen wurden Ausgangspunkt für eine grundlegende Entwicklung der Moderne: die Abstraktion. Die Gleichzeitigkeit von akustischer und visueller Wahrnehmung, eingelöst in der Inszenierung des Bayreuther Festspielhauses, geriet zu einer neuen Herausforderung für die Wegbereiter abstrakter Malerei. Zu diesen zählte neben Frantisek Kupka (1871–1957), Mikalojus Ciurlionis (1875–1911) und Francis Picabia (1879–1953) auch der russische Maler Wassily Kandinsky (1866–1944). Dieser bemerkte rückblickend auf seine frühe Moskauer Zeit: »Lohengrin schien mir aber eine vollkommene Verwirklichung dieses Moskau zu sein. Die Geigen, die tiefen Baßtöne und ganz besonders die Blasinstrumente verkörperten damals für mich die ganze Kraft der Vorabendstunde. Ich sah alle meine Farben im Geiste, sie standen vor meinen Augen. Wilde, fast tolle Linien zeichneten sich vor mir. Ich traute mich nicht, den