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»Mondscheinsonate« in Wallung geriet, kam Schwitters die Intuition, einen Bierfilz auf die Backe des Porträts zu kleben! Um 1919 entstanden seine ersten Merzgedichte, wie zum Beispiel »An Anna Blume«. Auf einer Grammophonplatte erschien 1924 die »Lautsonate Merz 13«, die »Ursonate« entstand über einen längeren Zeitraum in mehreren Fassungen von 1922 bis 1932. In der Zeitschrift G formulierte Schwitters 1924: »Nicht das Wort ist ursprünglich Material der Dichtung, sondern der Buchstabe.« Damit beansprucht er Buchstaben bzw. Laute als Rohmaterial für seine Dichtung, wie die auf der Straße gefundenen Abfälle für seine Materialcollagen. Schwitters fasst seine Absichten 1919 in »Selbstbestimmungsrecht der Künstler« zusammen: »Die merzdichtung ist abstrakt. Sie verwendet analog der Merzmalerei als gegebene Teile fertige Sätze aus Zeitungen, Plakaten, Katalogen, Gesprächen usw., mit und ohne Abänderungen. (Das ist furchtbar.) Diese Teile brauchen nicht zum Sinn zu passen, denn es gibt keinen Sinn mehr. (Das ist auch furchtbar.) Es gibt auch keinen Elefanten mehr, es gibt nur noch Teile des Gedichtes. (Das ist schrecklich.) Und Ihr? (Zeichnet Kriegsleihe.) Bestimmt es selbst, was
Gedicht, und was Rahmen ist.« [31]
Die Beteiligung bildender Künstler an avantgardistischen Bühnenstücken oder gar der Entwurf eigener Stücke geschah in den 1920er Jahren immer öfter. Bekannt sind Kandinskys Entwürfe für »Bilder einer Ausstellung« von Mussorgsky (1928) oder Oskar Schlemmers »Triadisches Ballett« von 1922/26.
Ein frühes Beispiel für das Zusammenwirken von Komponisten und Künstlern bietet die Oper des russischen Futuristen Alexej Krutschonych. Für das Libretto seiner Oper »Sieg über die Sonne« komponierte Michail Matjuschin die Musik, Kasimir Malewitsch entwarf die Kostüme und Bühnendekoration. Das Stück wurde im Dezember 1913 in St. Petersburg uraufgeführt. Die transrationale Sprache des Stückes aus unverständlichen Wortschöpfungen geriet zum Ausdruck der sogenannten neuen Vernunft, die an die Stelle der alten Werte rückte, symbolisiert durch die Sonne. Die Oper hatte auch weitreichende Bedeutung für die künstlerische Entwicklung in Russland: Malewitsch verwendete hier erstmals Elemente des Suprematismus. Der russische Konstruktivist El Lissitzky (1890–1941)