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Themenicon: navigation pathCyborg Bodiesicon: navigation pathMonströse Körper
 
Grosse Spiegel werden verloren. Informationen von Abwesenheit, damit Anwesenheit entstehen kann. (Netzhammer, Yves), 2000Again & Again/The Border (Melhus, Bjørn), 1998
 
 
 

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strukturell wirken zu lassen. So sind etwa die geschlechtlichen Verstörungen in Aziz & Cucher's frühen Fotoserien in späteren Arbeiten, wie etwa »Chimera«, durch Fantasien von Hautlandschaften und -objekten oder sich paarender Elektroteile abgelöst worden. In den digitalen Körperbildern von Yves Netzhammer, etwa in seiner frühen Arbeit »Grosse Spiegel werden verloren. Informationen von Abwesenheit, damit Anwesenheit entstehen kann« oder in seinem vielteiligen Ausstellungsprojekt »Die überraschende Verschiebung der Sollbruchstelle eines in optimalen Verhältnissen aufgewachsenen Astes«, hat sich eine reproduktive Kraft der Gestalten bemächtigt und treibt sie zur permanenten Wandlung. Es gibt kein Innen und Aussen, sondern nur sich multiplizierende, variierende Oberflächen, unendliche Rekombinierbarkeit, und doch erinnern die Sujets an sexuelle Fantasien von Eindringen, Verschmelzen, Ausstossen oder Geburt: So wenn sich eine glatte, kompakte Oberfläche wölbt, ausstülpt, wenn aus ihr eine Schnecke kriecht oder wenn sie menschliche Figur, Hand, Finger, Fühler wird. Das Monströse ist nicht mehr das Hässliche und

 

Deformierte, sondern das (zu) Glatte und permanent Fließende. In Olaf Breunings neuerer Fotoserie »I never invite my friends again, they are weird! I-IV« (2003) wird das unheimlich Fließende des digitalen Bildes zum buchstäblichen Zerfließen und Monströswerden des Gesichts.

Diese homogen-fluide Ästhetik digitaler Körper wird immer wieder als Effekt der technischen Möglichkeiten der neuen Medien interpretiert. Ich behaupte jedoch, dass diese Körpervorstellungen weniger technikbedingt sind als vielmehr sowohl der Metaphorik des Informationszeitalters entspringen als auch genereller Basisfantasien von der Auflösung von Subjektivität sind. Gerade die skulpturalen Beispiele zeigten, dass die Fantasien der Fluidisierung und Wucherung der Körper nicht mediengebunden sind.

Von der Technik zur Metapher: Die Fluidität digitaler Körper

Ein horizontaler, grüner Strahl, der eine auratische Säule bildet und aus der heraus ein blonder Mann in Unterwäsche – der Künstler tritt. In Björn Melhus' Video »Again & Again (The Borderer)« (1998) werden Machbarkeitsvorstellungen aus Biotechnologie und Schönheitschirurgie digital

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