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Themenicon: navigation pathCyborg Bodiesicon: navigation pathMonströse Körper
 
Final Fantasy (van Lamsweerde, Inez), 1993The Forest (van Lamsweerde, Inez), 1995
 
 
 

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die Brustwarzen mittels digitaler Verfahren ausgelöscht. Der Körper dieser jungen Models ist zu einer undurchdringlichen Oberfläche, ohne Membrane und Öffnungen geworden. Beide Bildserien zeigen, dass der Zwang zur Selbst- Gestaltung gemäß konventionalisierten Ideal-Massen Monster gebiert und dass Geschlecht eine arbiträre Angelegenheit wurde, die nicht auf Evidenzen, sondern auf ›Technologien‹ baut. Wie in den weiter vorne diskutierten Arbeiten, so wird auch in diesen das zutiefst Unheimliche und Beunruhigende des Cyborgkörpers in seiner geschlechtlichen Entstellung und wundenlosen Geschlossenheit inszeniert. Im Gegensatz zu den besprochenen männlichen Autoren thematisiert van Lamsweerde ausdrücklich den Fetischcharakter der Frau und zeigt auf, dass die Informationsgesellschaft neue Möglichkeiten für die neue Frau bereithält. In der Fotoserie »Final Fantasy« etwa verknüpft sie Biotech- mit Männerfantasien von der Lolita und lässt beides im grausigen Grinsen der kleinen Mädchen kulminieren. In der Fotografie »Well, basically basuco is cocaine mixed with kerosene« ist hingegen auch weibliches Begehren präsent. Einerseits scheinen die

 

beiden stereotypen Barbie-Schönheiten die direkten Sprösslinge der NASA-Technologie und damit Fetische in einer phallokratischen Ordnung zu sein, andererseits sind sie mit ihren Fahrrädern und dem Apollo-Eis als fordernde Frauen dargestellt, die männliche Technokultur für sich selbst haben wollen. Dieses Bild ist das Kondensat einer posthumanen Kondition, in der alles künstlich und nicht unschuldig, aber scheinbar heiter und genussvoll ist. Das Monströse ist nicht mehr das Danebengegangene, sondern die normalisierte Angepasstheit und Reinheit der Körper selbst.

Die (scheinbare) Fluidität der Geschlechter

Während in van Lamsweerdes frühen Arbeiten das Monströse zukünftiger Körper die Auslöschung des Weiblichen bei dessen gleichzeitiger sexualisierender Hypertrophierung ist, steht in der darauffolgenden Serie »The Forest« das Durcheinandergeraten von Männlichkeit bzw. der Geschlechter zur Debatte. Der offensichtlich ekstatische Zustand der effeminiert wirkenden Männer auf ein Anderswo hin, das Zerfließen purer Männlichkeit, ist nicht als Horror dargestellt, sondern als etwas Offenes, Lustbringendes.

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