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Themenicon: navigation pathCyborg Bodiesicon: navigation pathMonströse Körper
 
Klone #92 (Huber, Dieter), 2000Sibylle (Breuning, Olaf), 1997Group (Breuning, Olaf), 2001
 
 
 

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androzentrischer Subjektvorstellungen denken, sind gerade in der Kunst viele Darstellungen von Monstern und Mutanten im ambivalenten Spektakel von Faszination und Grauen, Norm und Devianz steckengeblieben.

In der Fotografie »Klone #92« von Dieter Huber aus der Serie »Klone« sehen wir die nackten Oberkörper von einem Mann und einer Frau, die sich küssen. Ihre Zungen sind zu einer einzigen zusammengewachsen. Das Klon-Sein ist als monströse Androhung vom Unkenntlichwerden der Geschlechtergrenzen inszeniert, vom Zusammenbruch von Normen und unabsehbarer Wucherung. Das drohende Ende bipolarer Geschlechtsdifferenz deutet darauf hin, dass etwas ausser Kontrolle geraten ist.

Monster, Tiere und Freaks sind die Protagonisten, die neben geilen Frauen und verkorksten Rittern in Rüstungen die Fotografien des Schweizer Künstlers Olaf Breuning bevölkern. In »Sibylle« (1997) etwa sehen wir ein weibliches, verstümmeltes Monsterwesen – halb Tier, halb Mensch – ausgestellt auf einer Tischplatte daliegen. Doch das Frauenmonster wirkt so schlecht zusammengebastelt, dass wir eher verwundert als

 

erschreckt sind. Auch die tierhaften Monstermänner in den fotografischen Variationen »Group«, »Steve«, »Ruben« oder »Sam«, die alle vor rotleuchtendem Urwaldhimmel fratzenhaft in die Kamera grinsen, können uns nicht richtig das Fürchten lernen. Und doch sind Olaf Breunings Fotografien monströs und unheimlich: Denn alles ist irgendwie anders geworden. Das Menschliche ist zum Animalischen, Horden- und Rudelhaften mutiert. Das einzig Feste in dieser wuchernden Szenerie – die Ritter und schönen Frauen – ist unwirklich geworden, ironische Zitate einer mythischen Stabilität und Ganzheit. Diese Mythen müssen nicht nur mühsam und über sexistisches Dominanzverhalten aufrechterhalten werden – so stellt ein Ritter in »Princess« (2000) reichlich klapprig seinen Fuss auf eine sich am Boden windende Höhlenfrau –, sondern scheinen auch aus der Mode geraten zu sein: Die Nähe der hordenhaften Monster, »Primitiven« oder »Wikingern« zu Grunge, »Skatern« oder Stadtindianern, die Vermischung von Männern und Frauen zu langhaarigen, zotteligen Schimären zeigt deutlich an, dass etwas kollabiert und aus der Fassung geraten ist, dass Vorstellungen humanistischer Individualität und

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