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Themenicon: navigation pathCyborg Bodiesicon: navigation pathTransgene Körper
 
[ACTG]enome (Kempf/von Rotz, Franziska/Christina), 2003
 
 
 

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verdanken. Dabei haben diese Organismen in den Laborwissenschaften oftmals nur mehr einen epistemologischen Status im Sinne von Erkenntnismodellen, die lediglich als Stellvertretermodelle fungieren. So bilden in der Folge nicht mehr die Lebewesen der ersten Natur, sondern die Technofakte der ›dritten Natur‹ [32] die Referenzobjekte des Labors. Die Aussagen über Ergebnisse von Experimenten oder die Diskurse der Forschergemeinschaften richten sich folglich primär auf diese hergestellten epistemischen Objekte, die ihre Modellierung dem immensen Apparatepark und der materiellen Infrastruktur des Labors verdanken. [33] Eine solche Setzung von Modellrealitäten unter der Aufgabe jedweder Referenz ermöglicht eine kontrolliertere technische Steuerung von Prozessen des Lebendigen, die in der Folge zu einer Denaturierung und Konstruiertheit der zu untersuchenden Objekte führt. [34] Diese Konstruktion folgt nicht mehr einem Verständnis der Produktion von Materie als einer ›Schöpfung‹ im Sinne einer ›creatio ex nihilo‹, Hervorbringung oder Generierung, sondern ist vielmehr als Prozess der Umwandlung und Konvertierung zu verstehen. [35]

 

An diesem Punkt setzt die interaktive Netzinstallation »[ACTG]enome« der Schweizer Künstlerinnen Franziska Kempf und Christina von Rotz an. Es ist eine Arbeit, die sich gegen den Reduktionismus von Leben als purer Code richtet, den die Biotechnologie sowie die KünstlerInnen, die sich als Biotechnologen gebärden, vorantreiben. In »[ACTG]enome« können die BesucherInnen am Bildschirm Gene manipulieren. Es sind Repäsentationen der DNA und ihrer wissenschaftlichen Diskurse aus dem Internet. Die Anlage wiederholt damit die Bastler- und Manipulatorgeste, die den Diskurs in Kunst und Biotech dominiert, doch entzieht sie sich fortwährend der Kontrolle des Publikums und setzt auf die autopoietische Steuerung der Systeme. Die Einwirkungen der User sind jedoch auf vier Leinwandprojektionen zu sehen, wenn auch nur in Form abstrakter, unverständlicher Zeichen und Codes – Metaphern, die die Abstraktion, das Modellhafte und Komplexe des DNA-Diskurses visualisieren. Diese Projektionen stehen symbolisch für Gesellschaften, und da die Projektionen zwischen Gen- und Gesellschaftsdiskurs hin- und herpendeln, kann es gut

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