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Themenicon: navigation pathFoto/Byteicon: navigation pathKontinuitäten und Differenzen
 
 
 
 
 

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Digital Trouble

Die Begrüßung der kreativen Potentiale und der multimedialen ›Anschlussfähigkeit‹ einer digitalisierten Fotografie wird überlagert von einem kritischen Diskurs, der in der elektronischen Bildbearbeitung vor allem das Potential für Manipulationen und Fälschungen jeglicher Art herausstellt. Die Debatte um den Verlust der Glaubwürdigkeit fotografischer Bilder entzündet sich daher nicht zufällig im fotojournalistischen Bereich. Die Autorität des klassischen Reportagefotos ist in besonderem Maße an die fotografische Indexikalität gebunden, wobei das ›Es-ist-so-gewesen‹ des abgebildeten Gegenstands durch das ›Ich-bin-dort- gewesen‹ des Fotografen noch bekräftigt wird (und umgekehrt). Die Digitalisierung durchtrennt die indexikalische Verbindung zwischen Foto und Bildgegenstand und enteignet es zugleich dem Fotografen, indem es nun jeglicher Form von Bearbeitung zugänglich ist. Die Vereinfachung des ›kreativen‹ Editing von Fotovorlagen, so die Befürchtung der Fotografenverbände, werde schleichend die Differenz zwischen ›authentischen‹ und ›manipulierten‹ Fotos und damit schließlich den

 

Glauben an den dokumentarischen Wert der Fotografie schlechthin untergraben. [46] Die theoretischen Beiträge, die sich mit diesem Aspekt der Digitalisierung befassen, kommen notwendig auf die lange Geschichte der Bildfälschung zwecks gezielter Täuschung und die Bedeutung zuweisenden Verfahren des ›klassischen‹ Bild/Text-Layouts zurück. [47] AutorInnen wie Martha Rosler, die als Künstlerin auch die Bedingungen einer kritischen Praxis der Dokumentarfotografie untersucht hat, betonen darüber hinaus die grundsätzliche Abhängigkeit der Fotografie und ihrer dokumentarischen Funktion von gesellschaftlichen, politischen, diskursiven Kontexten. [48] Über diese Aspekte lässt sich die Bedeutung des technologischen Wandels von der analogen zur digitalen Fotografie relativieren und auf die grundsätzlichere Frage nach den Veränderungen im gesellschaftlichen Gebrauch von Medien verschieben.

Das Unbehagen, das der Verlust fotografischer Indexikalität auslöst, geht jedoch über den Täuschungsverdacht hinaus: Es knüpft sich an die Vorstellung vom Schwinden jeglichen Bezugs zur äußeren Wirklichkeit und, daraus resultierend, der

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