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Themenicon: navigation pathFoto/Byteicon: navigation pathSofort-Bilder
Sofort-Bilder. Aufzeichnung, Distribution und Konsumtion von Wirklichem unter dem Vorzeichen der Digitalfotografie [1]
Kathrin Peters
 
 
 
 
 

 

Der Photoindustrie-Verband e.V. hat allen Grund zur Freude: »Noch nie wurden in Deutschland mehr Kameras verkauft als im Jahr 2004«. In Zahlen sind das 7 Millionen digitale Kameras und 1,4 Millionen analoge, auf dem so genannten Weltmarkt insgesamt rund 120 Millionen; Fotohandys und Single Use Cameras nicht inbegriffen. Diese Expansion ermutigt zu resümierenden Feststellungen: »Die Verbraucher haben die Lust am Photographieren wieder entdeckt und neu intensiviert.» [2]

Das können längst nicht mehr alles Familienväter sein, die hier als Verbraucher bzw. Consumers gezählt werden. Hatte die Studiengruppe um den Soziologen Pierre Bourdieu 1965 die Dokumentation familialer Rituale als ihrerseits rituelle Bestätigung der Institution Familie ausgemacht und darin die soziale Funktion des Fotografierens festgestellt, [3] ist die Gültigkeit dieser Theorie heute schon allein durch den schieren Verkaufsboom in Frage gestellt. Denn der Auflösung traditioneller Familienstrukturen und -bindungen korrespondiert nicht eine Ab- sondern scheinbar eine Zunahme des Einsatzes fotografischer Techniken. Diese Zunahme nicht als einen bloßen Marketingeffekt zu

 

behandeln, sondern als Zeichen einer Veränderung fotografischer Gesten, mithin von Gemeinschaftsbindungen jenseits von Familie, ist der Anlass dieses Aufsatzes. Das klingt zunächst sehr thesenhaft und tatsächlich gilt es, innerhalb eines unübersichtlichen kulturellen Gefüges einige fotografische Praktiken erst herauszuschälen. Mit Blick sowohl auf die Amateurfotografie als auch auf das Feld der Bildenden Kunst und seine Ränder lassen sich als spezifische Praktiken und Ereignisse zum Einen eine Aufwertung des Knipsens bzw. einer Schnappschuss-Ästhetik feststellen, die in einem konstruierten oder faktischen Bezug zu familialen und alltäglichen Erfahrungen steht. Zum Anderen bzw. damit in Verbindung stehend fällt eine Anordnung fotografischer Bilder in Online-Datenbanken auf, bei denen der Künstler- bzw. Fotografenname kein zwingendes Ordnungskriterium ist, weil die Images und User eine sich durch die Website erst konstituierende Community bilden. Die Betonung von Authentizität und gelebter Erfahrung und das (öffentliche) Zugänglichmachen von Bildern scheinen einmal mehr der Vorstellung von Fotografien als Erinnerungsspeicher verschrieben zu

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