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sind die Zusammenstellungen der Bildstrecken und Videosequenzen, die immer ohne jede Kommentierung erscheinen, was ausdrücklich Programm ist, denn »der Schwerpunkt in Ohio liegt im Vertrauen auf das Bild selbst«. Das klingt nach angewandter Bildwissenschaft: Der Kunstwissenschaftler W.J.T. Mitchell forderte, im Erscheinungsjahr von Ohio Nr. 1, 1995, dass Kunsthistoriker im Sinne der Visuellen Kultur nicht fragen sollten: »›Was bedeuten Bilder?‹, sondern: ›Was wollen Bilder?‹« [28] Mitchells Anthropologisierung des Bildes ist bemüht, die Bilder aus der Umklammerung einer textorientierten, semantischen Interpretation zu lösen, um sie für eine Analyse von Affekten, Wahrnehmungen, Begehren und Gedächtnis zugänglich zu machen. Interpretationen liegen auch »Ohio« nicht: »Bildbegleitende Texte, die dem Bertrachter ursprünglich eine zielgerichtete Interpretation vorgaben, werden in Ohio weggelassen.« Aber wäre nicht eine Zugabe von Wort- oder Textelementen zu den »21 unkommentierte Sequenzen aus dem Videoarchiv der Stiftung Warentest Berlin« (Ohio, Nr. 9) zum Verständnis der Funktionalität oder auch Nicht-Funktionalität der Aufnahmen für die Testverfahren von

 

Gebrauchsgütern durchaus bereichernd gewesen? Oder anders herum, welchen Affekt erzeugen die Bildstrecken außer einem ironisch-wissenden Schmunzeln? Peter Piller weiß um die Bedeutung der Bildunterschriften. Sein umfangreiches Archiv von Tageszeitungsfotos ordnet er sowohl nach selbstformulierten Schlagwörtern, die zum großen Teil vollkommen periphere Bildgegenstände benennen bzw. rudimentäre Beschreibungen abgeben – z.B. »erster Spatenstich«, »in Reihe stehende Menschen«, »Pfeile«, »Menschen vor ihrem Haus«, »Auto berühren«. Oder die vorgefundenen Untertitelungen selbst werden als Ordnungskategorie verwendet – »Stein des Anstoßes«, »die Idylle trügt«. Was schon allein die Beschränkung auf Tageszeitungen als Ausgrabungsstätte und das spezifische Interesse an den Lokalteilen erzeugt, sind um Eigentumsverhältnisse, gesellschaftliche Anerkennung und kommunale Aufräumarbeiten kreisende Bildsammlungen, die strukturell unabschließbar sind. Unabschließbar ist auch die Anzahl der Kategorien, die Piller entwirft, [29] ohne dass sie vollkommen willkürlich wären, denn der Künstler zieht mit ihnen gewissermaßen seine eigene

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