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Read_me, run_me, execute_me
Code als ausführbarer Text: Softwarekunst und ihr Fokus auf Programmcodes als performative Texte
Inke Arns
 
 
 
 
 

 

»Software is mind control. Come and get some.«

[1]

»Generative Kunst« ist in den letzten zwei Jahren zu einem modischen Begriff geworden, der in so unterschiedlichen Kontexten wie akademischen Diskursen, Medienkunstfestivals, Architekturbüros und Designkonferenzen anzutreffen ist. Oft wird dieser Begriff dabei, wenn nicht als Synonym für »Softwarekunst«, so doch in undeutlicher Abgrenzung zu dieser verwendet. Irgendwie haben »generative Kunst« und »Softwarekunst« miteinander zu tun – bloß was sie genau miteinander zu tun haben bleibt meistens im Dunkeln. Ein wenig Licht in das Verhältnis zwischen »generativer Kunst« und »Softwarekunst« zu bringen ist das Ziel dieses Beitrags.

Generative Kunst ≠ Softwarekunst

Philip Galanter (2003) fasst unter dem Begriff »generative Kunst« »künstlerische Praktiken, in denen der Künstler ein System verwendet, zum Beispiel einen Satz von Regeln natürlicher Sprachen, ein Computerprogramm, eine Maschine oder eine andere prozessuale Erfindung, die, in relativ autonome Bewegung versetzt, zur Schaffung eines abgeschlossenen Kunstwerkes beiträgt.« [2]

 

Generative Kunst bezeichnet folglich Prozesse, die nach bestimmten, zuvor festgelegten Regeln oder Instruktionen autonom (vom Künstler-Programmierer) beziehungsweise »selbstorganisierend« ablaufen. Abhängig vom technologischen Kontext, in dem sich der Prozess entfaltet, ist das Ergebnis »unvorhersehbar«, und somit weniger ein Resultat individueller Intention oder Autorschaft als vielmehr das Ergebnis der jeweils herrschenden Produktionsbedingungen. [3] Es handelt sich bei dieser (und anderen) Definition(en) von »generativer Kunst«, wie Philip Galanter selbst schreibt, um eine »inklusive«, umfassende, also sehr breit angelegte Definition, die Galanter zu dem Schluss bringt, dass »generative Kunst so alt ist wie Kunst an sich« [4]. Das in allen Definition(sversuch)en vielleicht wichtigste Merkmal generativer Kunst – in elektronischer Musik und algorithmischer Komposition, Computergrafik und -animation, Demo-Szene und VJ-Kultur und Industrie-Design und Architektur [5] – ist dabei der Einsatz generativer Prozesse zur Negation von Intentionalität. Generative Kunst ist an generativen Prozessen (und auch an Software oder Code) nur insofern interessiert, als sie – verstanden als pragmatisches Tool, das selbst nicht hinterfragt

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