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Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathBaldessari
 
I will not make any more boring Art (Baldessari, John), 1971
 
 
 

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der »middle class« sind, die in einer Zeit eines beispiellosen allgemeinen Wohlstands leben und in einer Nation, die stolz von sich behauptet, die stärkste Supermacht aller Zeiten zu sein. Dieser neue Wohlstand bedeutet doppelte Freiheit von Selbstzweifeln und materiellem Mangel. So verliert die Bohème die letzten Reste von Glaubwürdigkeit, und Artauds Künstler, der »von der Gesellschaft in den Selbstmord getrieben wird«, erscheint dagegen lächerlich. Auch der Status der middle class ist »lächerlich« – blasiert und selbstbespiegelnd. Aber das ist nicht der Gegenstand des Humors. In Baldessaris Filmen ist der Exzess (das ›strukturell‹ nicht Notwendige), der den Humor ausmacht, ein Index der gesellschaftlichen Legitimation und des Prestiges, ähnlich wie es für Thorstein Veblen der demonstrative Konsum war. Doch das Ethos der Marginalisierung des Künstlers stirbt nicht so schnell. Als Allan Kaprow zum Beispiel erklärte, der Künstler sei »ein Mann von Welt«, träumte er noch davon, die Kunst und das Leben miteinander zu »verschmelzen«. Für Baldessari traf das die Sache schon nicht mehr: Die Kunst war schon ein Teil des Lebens. Um das zu sehen, brauchte er nicht

 

weit zu blicken; das zeigten ihm schon die Colleges und Art Schools, in denen er regelmäßig unterrichtete. Und die Schule war schließlich auch die übergreifende Metapher in »I Will Not Make Any more boring art« (1971), wo der Künstler seine Einschreibung in dieses System ironisierte. Für Künstler von Baldessaris Generation hatte Professionalität sehr viel mit Bildung zu tun, aber sehr wenig mit technischer Ausbildung. Nach Duchamps Diktum, dass ein Werkzeug, das besondere Fertigkeiten voraussetzt, nichts tauge, bedeutete dies eine weitere Verschiebung in der klassenspezifischen Selbstverortung des Künstlers zugunsten des mehr managerhaften Stils der Konzeptkunst. Während technische Fertigkeiten ein Stigma waren, war Witz ein Plus. In der populären Anschauung jedoch bedeutete Kunst noch immer technisches Können – und dieses war gleichbedeutend mit Realismus. Bessere Technik bedeutete bessere Kunst. Dagegen standen die Abstrakten Expressionisten auf dem Standpunkt, dass Kunst nicht gelehrt werden kann, und mehr noch, dass insbesondere ihre Kunst sich nicht auf besondere Fertigkeiten oder gar auf eine Maltechnik reduzieren ließ. Immerhin blieb für sie die

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