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Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathGraham
 
 
 
 
 

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»Cinema« die »totalizing security of looking at looking« (Stephen Heath [19] ) aufgebrochen ist.

Ähnlich wie Barthes, der in strategischer Rücksicht das »Verlassen des Kinos« zu einer eigenen Instanz der Analyse erklärt hatte, wollte Christian Metz in methodologischer Hinsicht das »Ins-Kino-Gehen« zum Ausgangspunkt einer Analyse des Kinos erhoben wissen. D.h., das Verständnis der »cinematischen Situation« wurde im Anschluss an Baudry insgesamt erweitert, indem die psychologischen Zustände vor und nach der Filmvorführung in die Analyse einbezogen wurden. [20] Der Apparat-Begriff, der von einer unhistorischen und mechanistischen Einstellung zeugte, wurde dabei von Metz durch den Begriff der »cinematic institution« ersetzt, der auf die Unteilbarkeit privater und sozialer Erfahrung verweist und ein historisches Verständnis des Kinos voraussetzt: »Es handelt sich nicht bloß um die Filmindustrie, sondern zugleich um eine mentale Maschinerie, die Betrachter durch Gewöhnung an das Kino historisch verinnerlicht haben und die sie an den Konsum von Filmen angepasst hat: Die Institution ist außer uns und in uns, ununterscheidbar kollektiv und intim, soziologisch und psychoanalytisch. […] Das Kino

 

wird besucht aufgrund eines Begehrens, nicht Widerwillens, in der Hoffnung, dass der Film Vergnügen bereiten wird. […] Die Institution als Ganzes hat ausschließlich filmisches Vergnügen zum Ziel« [21] . Die »Filmwahrnehmung« setzt für Metz nicht erst mit der Filmprojektion ein, sondern ist kulturell zu einem Teil des unbewussten Wahrnehmungs- und Repräsentationssystems geworden, das sich in einer bestimmten konsumistischen Erwartungshaltung bemerkbar macht. Er verweist darauf, dass das Kino zur gleichen Zeit entstand wie die moderne Konsumkultur insgesamt; d.h., gleichzeitig mit der modernen Anzeigenwerbung und der Verlagerung der ökonomischen Organisation von den Produktionsstätten zu den Orten des Konsums. Damit korrespondiert Grahams »Cinema« dadurch, dass der Projektionsschirm sich für den Betrachter auf der Strasse auf derselben Höhe wie die Abfolge der Schaufenster und Werbeflächen befindet und sich scheinbar bruchlos in ein homogenes Arrangement für den Konsum einfügt. Graham selbst hat darauf verwiesen, dass es in den 1970er Jahren üblich wurde, auf Videomonitoren im Eingansbereich von Kinos Filmwerbung zu betreiben.

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