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Anne, Aki and God (Ahtila, Eija-Liisa), 1998
 
 
 

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Eija-Liisa Ahtila

Einen Sogeffekt ganz anderer Qualität erzielt die finnische Künstlerin Eija-Liisa Ahtila durch die wahnhaften Szenen ihrer Videoinstallationen, deren Requisiten im Raum, den Besuchern suggerieren, selbst zu Mitspielern in einer bühnenhaften Inszenierung zu werden – siehe »Anne, Aki and God« (1998). Während sie die Videobilder unglückseliger Akteure beobachten und deren z.T. bekenntnisartigen Geschichten verfolgen, transformieren sie zu Komplizen der intimen, melancholischen und psychologisch höchst dramatischen Situationen. Die häuslichen Utensilien verstärken einerseits den dokumentarischen Charakter der Szenen, während sie andererseits dazu beitragen, die vermeintliche Grenze zwischen Wahn und Wirklichkeit, zwischen Anteilnahme und Befremden in der Wahrnehmung der Betrachter zu durchbrechen und dadurch die Rollenverteilung zwischen Akteur und Zuschauer verwischen. Dieser Balanceverlust, den Ahtila in ihren Videoinstallationen durch die psychologische Aufwertung des Raumes erzeugt, bewirkt, dass die Betrachter sich wie reale Gesprächspartner in einem therapeutischen

 

Experiment erleben. Die schimärenhaften Gestalten ihrer Video- Charaktere, die in unterschiedlichen Rollenverteilungen die Abgründe und Randzonen der menschlichen Seele verkörpern und zugleich den realen Betrachtern ihre ambivalente Rolle zwischen Fiktion und Wirklichkeit widerspiegeln, korrespondieren mit den Hauptdarstellern der Hitchcock-Überarbeitungen von Douglas Gordon. In ihrer emotionalen und psychischen Verlorenheit repräsentieren sie genau die Ortlosigkeit, die durch die totale Illusion, an einem anderen Ort zu sein, als Attraktion des Publikums in cinematischen Räumen eingesetzt wird. Analog etwa zur Künstlichkeit der Filmsets, die fiktive Räume jenseits von Realität und Fiktion sind und eine eigene Form der Theatralität beanspruchen3, weisen die künstlerischen Kennzeichnungen der Black Box alle Züge der Heterotopie auf, die Foucault in seiner Charakterisierung der »anderen Räume« erörtert hat. Jenseits geografischer Ortsfixierungen markieren sie die Grenzzonen des Gesellschaftlichen, die die Abweichungen und Krisen beherbergen, die zwar synchron zu den profanen Bereichen existieren, sich

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