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United States, Part 1-4 (Anderson, Laurie), 1983Lady's Glove (Sonami, Laetitia), 1991The Edison Effect (DeMarinis, Paul), 1989
 
 
 

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Mediale Narration

In den großen Formen medialen Erzählens wie Buch, Film und Rundfunk haben sich Gestaltungstechniken ausgebildet, die uns als spezifisch romanhaft, filmisch oder ›funkisch‹[52] vertraut sind. Diese Stereotpye benutzt Laurie Anderson in ihren Medienerzählungen. Gleichzeitig beschreibt sie deren Herkunft und alltägliche Bedeutung. Andersons Stimme führt in der Performance »United States I–IV« (1983) durch Alltagsgeschichtenund stützt diese auf eine changierende multimediale Begleitung. Obwohl ihre Performances einen aufwändigen Multimediaapparat einsetzen, spiegeln sie gerade nicht High-Tech, sondern die Erfahrung mit profanen Alltagsmedien.[53] Die Performerin Laetitia Sonami nimmt Andersons virtuosen Stil der Mediennarration auf und ersetzt deren zentral gesteuerte Multimediapräsentation durch physische Interaktion mit einem technischen System aus Bewegungssensoren. Während sie erzählt, navigiert sie mittels Körperbewegungen durch einen Pool von Klängen, Geräuschen, Melodien, Harmonien. Anderson berichtet von den Mythen der Medienwelt, Sonamis tänzerisch erzählte Stücke (etwa »Lady's Glove«) führen einen ritualhaften Umgang mit dem Mysterium technischer Medien vor.[54]

 

Paul DeMarinis befasst sich mit Mediengeschichte. Das Installationsensemble »The Edison Effect« (1989–1993) reflektiert mystische Komponenten der technischen Errungenschaften der Schallspeicherung. Anstatt von einer Nadel werden Wachszylinder und Schellackplatten berührungslos mit einer vom Künstler selbst entwickelten Lasertechnologie abgetastet. DeMarinis hält quasi die Zeit an, denn im Gegensatz zu digitalen Speichertechnologien löscht die mechanische Schallplattenwiedergabe das Memorierte bei jedem Abspielen beharrlich aus, schreibt sogar den Abspielmoment in das Speichermedium, denn die in einem Raum präsenten Geräusche werden bei der Wiedergabe einer Schallplatte über die Abtastnadel in die Rille eingraviert.[55] Mit einem aus dem antiken Jericho stammenden Tonzylinder mit Schallrillen verweist DeMarinis darauf, dass Edisons simple Erfindung der mechanischen Schallspeicherung schon Jahrhunderte früher hätte entwickelt werden können. Auch Bach und Mozart wären dann in Originalaufnahmen erhalten geblieben, und ihre Musik wäre für uns eine andere.

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