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Standards setzen oder eigenmächtig nutzen?

Die Eingangsthese war, dass es eine Notwendigkeit gibt, sich die jeweils verfügbare Technologie für künstlerische Zwecke anzueignen und andererseits auch immer gegen die Begrenzungen und Formatvorgaben der apparativen Bedingungen zu operieren. Wenn sich also Videosignale auf einem Audiotape aufzeichnen lassen, wie zum Beispiel bei der Spielzeugkamera von Fisher Price, mit der Sadie Benning ihre ersten Videoarbeiten realisierte, dann ist dies nicht eine Anti-Haltung gegenüber dem elektronischen Bild, sondern eine genuine medienkünstlerische Haltung. In ähnlicher Weise hatte ja auch schon Nam June Paik in der »Exposition of Music Electronic Television«, 1963, verschiedenste apparitiven Konstellationen jenseits der bloßen Störung eines gegebenen Dispositivs, in diesem Fall das Fernsehbild, erprobt. Insofern zielt eine häufig gestellte Frage nicht nur seit Erfindung der Videokamera und des Videorekorders immer auf die Künstler und ihr spezifisches Verhältnis zur verwendeten Technologie, auf die Handwerkskunst gegenüber der Konzeptkunst: Kann er eine Kamera bedienen oder nicht? Oder aus heutiger Sicht: Kann er

 

programmieren oder lässt er programmieren? Künstler wie Zbigniew Rybczynski vertreten vehement die erste Position, andere wie Fabrizio Plessi das genaue Gegenteil. Dieser Dualismus zieht sich durch immer neue Generationen von ›Künstlermodellen‹. Dahinter steht das komplexe Verhältnis zur Frage von Autonomie und Abhängigkeit, was die zeitgenössische mediale Kunst zu einer autonomen, aber auch kollaborativen Praxis motiviert, der andererseits auch das Do-It-Yourself des Bastlers korrespondiert, der sich seine Software als ›open source‹ aus dem Internet besorgt.

In der Folge von Paik und E.A.T. hat es aber auch eine ganze Reihe von apparativen Neuerfindungen gegeben, die entweder später durch industrielle Standards massenhaft nachgeahmt wurden oder die einfach Ausdruck einer konkreten Aufgabenstellung waren, ohne eine weitere Wirkung zu entfalten. Die Poetik der Maschinen und ihre rasante Historisierung konnte 1992 in der Ausstellung »Eigenwelt der Apparatewelt. Pioneers of Electronic Art« auf der Ars Electronica in Linz bewundert und ausprobiert werden. Die Kuratoren/Künstler Steina und Woody Vasulka kümmerten sich nicht nur um die Ansammlung alter Apparaturen, sondern auch um die Präsentation und

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