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Aaron (Cohen, Harold), 1974
 
 
 

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die technische Reproduktion des Werks für den ›Verfall‹ der Aura verantwortlich sei, erkennt man den Widerspruch seiner Hypothese. Die ›Aura‹ ist eine Kategorie der Wahrnehmung und kann folglich nur im Rezeptionsprozess entstehen; sie ist weder der Originalität oder Authentizität noch der Einmaligkeit der Werkkreation inhärent, das heißt, sie ist nicht an die Materie oder das Objekt gebunden, sondern ist beobachterabhängig. Im Rezeptionsprozess ist die Einmaligkeit oder Vielfältigkeit des Objekts eine praktische Frage bezüglich des Zugangs zum Kunstwerk. Und gerade an diesen Zugang richtet sich die Kritik Benjamins. Der massenhaften Reproduktion kommt die Reproduktion von Massen entgegen, behauptet Benjamin, [16] und verweist damit auf zweierlei Folgen: zum einen die Erosion des Mythos von der intellektuellen ›Exklusivität‹ der Kunst und zum anderen die Angst vor der Ausnutzung kultureller Produkte seitens autoritärer Regime als Mittel zur Kontrolle der Massen.

Mit der Einführung neuer Technologien zur Simulation des Schaffensprozesses werden die Einwände gegen das Originalitätsdenken noch

 

expliziter. Hierfür steht das KI-Programm »Aaron« als paradigmatisches Beispiel. Der englische Künstler Harold Cohen hat ein praktisches Argument geliefert, das eine andere Problematik im Zusammenhang mit Autorenschaft und Authentizität aufzeigt. Cohen hat das Kunstexpertensystem »Aaron« entwickelt, das darauf spezialisiert ist, Arbeiten mit einem ›eigenen‹ Stil hervorzubringen. [17]

Mit seiner polemischen Frage: »Können Maschinen denken?« — mit der Alan Turing praktisch die Philosophie der Künstlichen Intelligenz initiiert — versucht er, der Beziehung zwischen Simulation und realem Handeln auf den Grund zu gehen. Zudem eröffnet er die Diskussion über die Möglichkeit, einen theoretischen Versuch zu erarbeiten, der als Entscheidungskriterium dienen könnte, ob ein Computer zum Denken fähig ist oder nicht (das Turing- Theorem). Das Hauptaugenmerk, das die Forschung seitdem im Bereich der künstlichen Intelligenz leitet, gilt — wenn man es so kurz fassen kann — der Frage nach dem Simulakrum, die sich in zwei fundamentale Themen teilt: einerseits die Simulation als Phänomen, dessen Eigenschaften sich denen des Simulierten nur

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