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Cinema (Graham, Dan), 1981Cineac (Duiker, Johannes), 1934
 
 
 

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sowohl den Film – ohne Ton und seitenverkehrt – zu sehen als auch – je nach den Lichtverhältnissen im Film selbst (d.h. insbesondere, wenn eine Filmsequenz sehr hell ist) – durch die Projektionswand hindurch auf das Kinopublikum zu schauen. Durch die Seitenwände aus Zweiwege-Spiegelglas dagegen lässt sich während der Filmvorführungen von außen nicht hindurch schauen, da die Strassen im Normalfall stärker beleuchtet sind als das Kino durch die Filmprojektion, so dass die Glasfassade von außen zum Spiegel wird. Vor und nach den Filmvorführungen aber ist das Kinopublikum im Inneren zu sehen, wie es sich auflöst bzw. neu zusammensetzt.

Für den Filmbetrachter im Inneren des Kinos ist die Situation umgekehrt: Auf dem Projektionsschirm sieht er während der Filmvorführung das normale Filmbild, doch hat er die Möglichkeit, durch das Zwei-Wege-Spiegelglas an den Seiten einen schwachen Eindruck vom Leben auf der Strasse und der architektonischen Umgebung außerhalb des Kinos zu erhalten. Vor und nach der Vorstellung sieht er sich zusammen mit den anderen Kinobesuchern in dem spiegelnden Projektionsschirm und weiß zugleich, dass

 

die spiegelnden Scheiben von außen durchsichtig sind. Die Situation ist damit so strukturiert, dass zwei Arten von Voyeurismus – die des Filmbetrachters und die »normale« (Beobachtung einer »Live«-Situation) – architektonisch aufeinander bezogen sind. [2]

In einem Essay »Theater, Kino, Macht« [3] hat Graham sein »Cinema« zur Geschichte des westlichen Theaters in Beziehung gesetzt und die wesentlichen historischen »Einstiegs-« und »Kristallisationspunkte« deutlich gemacht: die Entstehung des Theaters als einer architektonisch geschlossenen Form, die auf der Bühne die ideale Stadt repräsentiert, in der Renaissance; das »Leben als Theater« am Hof des Sonnenkönigs Louis XIV (das von Rüdiger Schöttle unter Einbeziehung von Grahams Cinema-Modell zum historischen Bezugspunkt eigenständiger Ausstellungskonzeptionen gemacht wurde [4] ; das »kinofizierte Theater« der 1920er Jahre (Gropius-Piscator, Lissitzky-Meyerholdt, Kiesler u.a.) sowie im Zusammenhang damit die Kinokonzeption des »Cineac« (1934 in Amsterdam) des holländischen Architekten Johannes Duiker, von der Graham sein »Cinema« typologisch ableitet; und schließlich – als historischer Gegenwartsbezug – der Umstand, dass mit Ronald

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