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Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathGraham
 
 
 
 
 

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Filmtheorie darauf, dass der »konzeptuelle Apparat der Phänomenologie« und der cinematische Apparat einander genau entsprechen, da in der Phänomenologie theoretisch und im Kino praktisch ein Subjekt vorausgesetzt wird, das als passiver Betrachter und phänomenologisches Zentrum eines Geschehens fungiert, an dem es nicht selbst teilnimmt, für das jedoch ausschließlich seine Wahrnehmung zuständig ist. Der cinematische Apparat verleihe dem Filmbetrachter die Position eines transzendentalen Subjektes und versperre ihm zugleich die Einsicht in den Umstand, dass diese Position etwas Produziertes sei.

Diese Selbstverkennung des Filmbetrachters setzte Braudy (im Anschluss an Althusser) in Beziehung zu Lacans Theorie des sogenannten Spiegelstadiums bzw. dem Umstand, dass das Kleinkind in einem Alter, in dem es seinen eigenen Körper als unkoordiniert und fragmentiert erlebt, im Spiegelbild visuell eine Vorstellung individuellen körperlichen Ganzseins vermittelt bekommt. Das Spiegelbild erscheint ihm als

 

ideales Ego. Die dem Kind zugängliche Identität, seine egologische Subjektivität, leitet sich damit von einem Ort außerhalb seiner selbst her. [9] Für die Filmtheorie entscheidend wurde Lacans Hinweis, dass im Spiegelstadium die Grundlage für alle späteren imaginären narzisstischen Identifikationen gelegt wird. Die Filmleinwand war nicht länger phänomenologisch als ein ›Fenster‹ (oder wie in der formalistisch orientierten Filmtheorie Jean Mitrys als ›Rahmen‹) zu begreifen, sondern in ihrer Beziehung zum Betrachter metapsychologisch als »Spiegel«. [10] Braudy erklärte: »So wie der Spiegel den fragmentierten Körper zu einem imaginären Selbst integriert, vereinigt das transzendentale Selbst die diskontinuierlichen Phänomene gelebter Erfahrung in eine einheitliche Bedeutung. Jedes Fragment erhält Bedeutung dadurch, dass es in eine ›organische Einheit‹ integriert wird«. [11] Lacan war von einem Subjekt ausgegangen, das durch die Erfahrung eines Mangels strukturiert und somit unabdingbar durch den Wunsch nach transzendentaler Einheit, Fülle und Omnipotenz charakterisiert ist. Diesem Wunsch kommt das Kino für Baudry auf einzigartige Weise entgegen, indem es eine

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