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Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathGraham
 
 
 
 
 

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»Cineac« oder Vertovs Film macht jedoch nur Sinn bzw. ist nur dann mehr als eine utopische Metapher, wenn historisch die berechtigte Hoffnung besteht, dass die technischen Produktionsmittel tatsächlich in die Verfügungsgewalt und den Dienst an der Öffentlichkeit gestellt werden. Dass Graham diese Hoffnung nicht teilt, macht u.a. der Umstand deutlich, dass sein »Cinema« als Teil eines Firmen- oder Bürogebäudes konzipiert ist, d.h. einer übergreifenden anonymen Machtstruktur. Aber auch Grahams Konzeption der Filmleinwand als Spiegel ist nicht einfach mit derjenigen Baudrys gleichzusetzen, vielmehr beruft sich Graham auf Metz, der erklärte: »So ist der Film wie ein Spiegel. Doch in einem Punkt unterscheidet er sich grundlegend vom primordialen Spiegel: Denn obwohl alles darin reflektiert werden kann, ist ein einziger Gegenstand von der Reflektion strikt ausgeschlossen: der Körper des Betrachters. In einer gewissen Stellung betrachtet wird aus dem Spiegel plötzlich reines Glas«. [15] Baudry zog aus dieser Kritik den Schluss, dass die Filmtheorie noch hinter das Spiegelstadium zurückgehen müsse, um archaischere Subjektformen für die psychologische Funktionsweise des

 

cinematischen Apparates verantwortlich zu machen. [16] Er verwies auf die mütterliche Brust als primordialer »dream screen« und verband damit verschiedene Konzepte zu einem filmtheoretischen Gesamtkonzept: Freuds Analyse der oralen Phase, die Theorie der Traumarbeit und – in reduktionistischer Form – Lacans Theorie des Spiegelstadiums. Während im Spiegelstadium das »Ich« als ein anderer erscheint, mit dem sich das Kind narzistisch identifizieren kann, ist die »dream screen« mit einem Stadium verbunden, in welchem jedes Bewusstsein von Körpergrenzen fehlt, der kindliche Körper und die mütterliche Brust bilden eine undifferenzierte Einheit, weshalb Baudry von einem »Eingehülltsein des Subjektes im Projektionsschirm« spricht, »einem Modus, der dem Spiegelstadium vorausgeht und deshalb in einer Durchlässigkeit fundiert ist, einer Fusion von Innerem und Äußerem«. [17] Da Graham den zylindrisch gebogenen Projektionsschirm – ähnlich wie im »Body Press« – topologisch als »optische Haut« begreift, ergeben sich Korrespondenzen zu Baudrys Analyse. Der Kinobesucher vermag sich im Projektionsspiegel nicht, gestochen scharf zu erkennen, sondern erfährt vor

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