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gezeigt wird und von dissonanter, lauter Musik begleitet ist; durch die anormale Geschwindigkeit der menschlichen Bewegungen wird ein dem Stummfilm ähnlicher Humor evoziert. Zwischen den einzelnen Aufnahmen sind weiße Leerkader eingesetzt, die zweimal durch ein oder zwei schwarze bzw. rosafarbene Einzelbilder verdunkelt werden, die andeuten, dass noch etwas kommt, was jedoch nie geschieht. Über dieses Bild sind die arabischen Ziffern 1933 (oder 1-9-3-3) geblendet, die auf eine Unmenge von Kombinationsmöglichkeiten zwischen Bild und Text und die Neigung des Zuschauers hinweisen, sogar auf der Grundlage der minimalsten Zeichen zu historisieren und zu kontextualisieren. Bezieht sich 1933 auf einen Augenblick von besonderer Bedeutung in der modernen europäischen Geschichte? Weist die Zahl den Zuschauer an, dieses besondere Wissen um vergangene Ereignisse auf das Bild der Gegenwart anzuwenden – als würden wir in ein historisches Drama eintreten, indem wir das Bild der Gegenwart des Films (die als solche identifizierbar ist) in eine Darstellung der Vergangenheit verwandeln? Natürlich war die Praxis, visuelle Anachronismen voll und ganz zu

 

akzeptieren, in historischen narrativen Filmen der 1960er Jahre nicht ungewöhnlich. Ohne den Vorteil des historischen Wissens kann die Einblendung in diesem Fall auch einfach als ein Zeichen für Nostalgie fungieren, für den ewigen Einfluss der Vergangenheit auf die Vorstellungskraft der Gegenwart. Natürlich könnte man auch annehmen, dass sich 1933 auf die Adresse des Gebäudes bezieht, in dem der Film gedreht wurde. Oder ist der Text in diesem Bild nichts weiter als eine willkürliche Kombination von vier arabischen Ziffern, die uns dazu veranlassen, Vermutungen anzustellen? »1933« gehört zu Wielands ›strukturellsten‹ Filmen. Er entzieht sich zwar nicht so energisch einer einfachen Analyse wie einige der anderen hier angeführten Beispiele, verweist aber auf Wielands Auseinandersetzung mit der Problematik der Darstellbarkeit des Hier und Jetzt und insbesondere eine allen hier diskutierten Filmen gemeinsame Strategie: die Nebeneinanderstellung von Sprache und Bild. In Wielands Werks kämpfen diese beiden Systeme um Aufmerksamkeit, bringen aber jeweils verschiedene Prozesse ins Spiel. In der Lücke zwischen verschiedenen Wissensformen – oder eher

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