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Audio Art als Phänomen der Moderne

Nicht erst seit dem 20. Jahrhundert, sondern schon Jahrhunderte länger ist Musik wesentlich von Medien geprägt. Insbesondere Musikinstrumente und schriftliche Notation bestimmen als Medien, wie Musik gemacht wird, wie sie gehört wird und damit: was Musik ausmacht. Erst mit dem Aufkommen mechanischer Musikautomaten aber kann Musik gänzlich medial vermittelt werden, weil sie nicht mehr an die Konkretisierung durch einen Menschen gebunden ist.

Drei Leitkonzepte prägten den Umgang mit mechanischen Musikinstrumenten. Das erste kommt schon in den ältesten automatischen Musikinstrumenten vor: in Aeolsharfe und Windspiel, deren Saiten oder Klangstäbe von Luftbewegungen in zufällige Schwingungen versetzt werden und eine Art natürliche, ›organische‹ Musik erzeugen. Diederich Nikolaus Winkels Komponium aus dem Jahr 1821, das mehr als 14 Trillionen Variationen aus einem eingespeisten Thema ableiten konnte, war ein Automat, der diese Idee umsetzte.[65] Das zweite Leitkonzept mechanischer Musikautomaten ist die

 

ästhetische Darstellung höherer Gesetzmäßigkeiten. Glockenspiele in astronomischen Uhren (zum Beispiel im Straßburger Münster, circa 1354) stellten göttliche Prinzipien und ihre Verbindung zur Wissenschaft dar, etwa die Idee der Sphärenharmonie.[66] Nach dem dritten Leitkonzept sollte der Mensch durch einen Mechanismus, der dessen Fähigkeiten nachbilden oder sogar übertreffen könnte, vervollkommnet werden. Jacques Vaucansons Querflöte spielende Satyrfigur von 1738 verkörperte dieses Streben nach exakter Reproduktion und größerer Kontrolle.

Die drei genannten Leitkonzepte finden sich auch in der Audio Art. Das erste, die Gewinnung von ›Partituren‹ aus kunstfremden Vorgängen, ist in der Audio Art als Partitursynthese verbreitet. Hier werden aber nicht nur Natur und Mathematik, sondern auch technische und kommunikative Vorgänge als Quelle von Gestaltungsregeln akzeptiert. Das zweite Leitkonzept, die Darstellung höherer Gesetzmäßigkeiten, begegnet uns unter anderem bei intermedialen Verbindungen zwischen den Künsten. Diese richten sich jedoch selten ungebrochen auf metaphysische Vorstellungen, sondern eher auf Wahrnehmungsphänomene.

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