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Zentrales Thema der Audio Art ist das dritte Leitkonzept: der Kontrollgewinn und die technisch bedingte Machbarkeit von zuvor Unerreichbarem. Speicherung, Übertragung und Synthese von Schall sind ebenso wie intermediale Transformation und Virtualisierung solche neuen Machbarkeiten, und sind, wie die Beispiele zeigen, immer wieder Kern musikalischer Auseinandersetzungen mit technischen Medien. Wie die Beispiele ebenfalls dokumentieren, entfaltet sich künstlerischer Wert aber nicht allein durch Kontrollzuwachs, erweiterte Spielbarkeiten und neue Klangperspektiven. Das mechanische Orchestrion stellte genauso wie die ersten elektronischen Instrumente oder manche interaktive Installation nicht mehr als eine technische Attraktion dar.

Wolfgang Amadeus Mozart teilte diese Ansicht. Bei einer Auftragskomposition für eine automatische Flötenuhr nutzte er zwar die technischen Außerordentlichkeiten des Instruments, empfand das Ergebnis aber als begrenzt erquickliche Spielerei.[67] Ihm lag gänzlich fern, das technische Medium selbst zu thematisieren, denn als Tonkünstler der Vormoderne ging er vom menschlichen Spiel als Maß aller Dinge aus.

 

Sogar der Erfinder der Geräuschmusik, Luigi Russolo, konnte diesen Schritt nicht denken. Indem er »diese so verschiedenen Geräusche aufeinander abstimmen und harmonisch anordnen«[68] wollte, suchte er die Regeln der Gestaltung weder im neuen Material noch in seinem Ursprung (den Maschinen), sondern bemühte ein Musikverständnis, das sich an traditionellen Instrumenten, Musizier- und Hörformen ausgebildet hatte – und das die Futuristen eigentlich überwinden wollten.

Erst Igor Strawinsky erhoffte sich von mechanischen Instrumenten einerseits Kontrollgewinn, schenkte dem Player Piano aber auch deshalb Beachtung, weil die spezifischen Probleme, die das Komponieren dafür bereitete, seine Arbeit bereicherten.[69] Die ab circa 1950 entstandenen »Studies for Player Piano« des amerikanischen Komponisten Conlon Nancarrow bilden den ersten vollständigen musikalischen Werkkorpus, der die Möglichkeiten eines technischen Mediums konsequent in den Vordergrund stellt.

Zum einen wird in der Audio Art also auf einen Kontrollgewinn durch die Verwendung technischer Medien spekuliert. Medien übermitteln Information, wo

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