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La societé du spectacle (Debord, Guy), 1967
 
 
 

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Vorläufer: Situationistische Internationale, Burroughs/Gysin, Fluxus

Für politisierte Formen von Medienkunst seit den 1970er Jahren sind insbesondere die Theorien und Praktiken der Situationistischen Internationale, die Cut-up-Techniken von Brion Gysin und William Burroughs sowie die Strategien einiger Vertreter von Fluxus von großer Bedeutung. Besonders die Situationistischen Internationale und Burroughs/Gysin knüpfen dabei deutlich an Techniken und Ziele der historischen Avantgardebewegungen (Dadaismus – hier insbesondere John Heartfield –, Surrealismus) an. Die 1957 aus Lettristen, der Künstlergruppe Cobra und der Bewegung für ein imaginistisches Bauhaus gegründete Situationistische Internationale[5] formulierte unter anderem in der Person von Guy Debord eine radikale Gesellschaftskritik sowie eine radikale Kritik der Mediengesellschaft. Sie lehnte die Schaffung ästhetischer Objekte zugunsten einer Strategie der sozialen Konstruktion von Situationen ab, die nicht auf Kunst, sondern das Leben zielt – und dies lange bevor Happening und Performance im Kunstkontext diskutiert

 

wurden.[6] Im Zentrum von Guy Debords Ende der 1950er Jahre erschienenem »Rapport zur Konstruktion von Situationen« stand »die Forderung, sich nicht mehr auf die Produktion von Kunstwerken zu beschränken, sondern die künstlerische Praxis auf den Stand der technologischen Möglichkeiten in den modernen Industriegesellschaften zu heben«.[7] Die Situationisten prägten das Konzept der Zweckentfremdung (»détournement«) sowie das Konzept des ziellosen Umherschweifens (»dérive«), das eine Kritik an der zeitgenössischen Stadtplanung intendierte. In »Die Gesellschaft des Spektakels« (1967) analysierte Debord in 221 Thesen die Funktionsweise von Macht und Herrschaft in der bürgerlichen Gesellschaft. Debords Theorie wird in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre zunehmend radikaler und mündet in subversive Aktionen für eine revolutionäre Veränderung der Gesellschaft. Damit werden die Situationisten zu einem wichtigen Impulsgeber des Pariser Mai 68. Der aus einer Studentenrevolte hervorgegangene Generalstreik, die Besetzung von Universitäten und Fabriken brachten den bürgerlichen Staat an den Rand des Zusammenbruchs.

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