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öffnete mithin die Grenze zum Bildraum, integrierte die Betrachter in die Szenerie und leitete zum rituellen Kern des Mysterienkults.

Panorama und Kino

Die Geschichte der Immersion lässt sich auch durch die Geschichte des Films verfolgen und selbst scheinbar gesicherte Größen kritischer Kunst, wie der sowjetische Avantgarderegisseur Sergej Eisenstein, geraten, besehen wir ihre immersiven Fantasien, in neues Licht. Aus der Perspektive der 1940er Jahre bewertete der Filmpionier sein Medium als das elaborierteste Bildmedium einer Entwicklungskette, die Kunst, Wissenschaft und Technik zunehmend miteinander verschmelzen würde. In dem kurz vor seinem Tod verfassten Aufsatz »Über den Raumfilm« (1947) betont Eisenstein die lange Kontinuität der interdependenten und synergetischen Verbindung von Kunst, Wissenschaft und Technik, deren finale Synthese aller Kunstgattungen, als Erfüllung eines »jahrhundertealten Bildwillens«, in der die Utopie des unmittelbar bevorstehenden »Raumfilms« münde: Das künftige, in »realer Dreidimensionalität« empfundene

 

Bild – technische Erklärungen wurden nicht geboten – »ergieße« sich aus der Leinwand in den Zuschauerraum. »Äußerste Notwendigkeit« erwachse in diesem Zusammenhang dem »Raumton«. Dieser ermögliche der Regie, die Zuschauer »gefangen zunehmen«, und umgekehrt dem Publikum, »völlig in die Klanggewalt […] einzutauchen«.[17] Dem Bild würde im »Raumfilm« ein ungekanntes Potential an Plastizität und Bewegung erwachsen – eine Bündelung, die den Zuschauer psychologisch aus seiner tatsächlichen Umgebung in diejenige des Raumfilms forttrüge, und dies alles im Dienst eines Sozialismus stalinistischer Prägung.

Mit der Geschichte der Immersion soll nicht die Rede einer wie immer gearteten ›longue durée‹ bedient oder gar der Virtual Reality kunsthistorische Legitimation verschafft werden, vielmehr gilt es, die wiederkehrende Existenz der intermedialen Figur der Immersion, ihr problematisches Potential und Kalkül aufzuzeigen. Sicher unzulässig wäre es, wollte man der Geschichte immersiver Bildwelten eine innere, entwicklungslogische Tendenz nachsagen, die, realisiert über kleine, rasch aufeinander folgende

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