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Themenicon: navigation pathBild und Tonicon: navigation pathMontage/Sampling/Morphing
 
Panzerkreuzer Potemkin (Eisenstein, Sergei Mikhailovich), 1925
 
 
 

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Vorurteil, eine populäre Pointe immer schon wussten. Der Charakter gemorphter Sequenzen ähnelt immer mehr einem Effekt als einer Konstruktion, das heißt, es geht um das überraschend herbeigeführte immer schon Gewusste. Nicht um das nachvollziehbar hergeleitete ganz Neue.

Diese immer schon gewussten Bilder gibt es aber auch in der Frühzeit der Montage, zumindest der Fotomontage. Parallel zu dem Versuch, durch konstruktive Kombination etwas Neues oder bekannt Unbekanntes der Verhältnisse in der Montage dialektisch hervorzubringen, den die sowjetischen Montage-Künstler für sich beanspruchten, gab es die US-amerikanischen Werber, die mit ganz flachen Witzchen arbeiteten, indem sie etwa ein Brett vor einen Kopf montierten und sich so der schon fertigen Redensart bedienten und sie zum Wiedererkennen anboten. Oder es gab die Liliputaner, die in der Rasierapparatwerbung das Kinn eines Mannes bevölkern und nach Wunden oder übersehenen Haaren absuchten. Morphing wird heutzutage meistens als genau so ein schon fertige Redensarten bebildernder Effekt genutzt.

 

Zum anderen ist aber Morphing auch genau so ein billiger Showeffekt wie man ihn aus prä-kinematographischen Zeiten kennt und wie er, gerade in der Lesart Eisensteins, einen wichtigen Bestandteil der großen diskontinuierlichen Ästhetik von Montage-Künsten eine Rolle spielen muss. Sergej Eisenstein hat als Assistent von Meyerhold ja bekanntlich seine Begeisterung für Rummelplatz- und Zirkus-Effekte im Theater entwickelt und anhand dieser gezielten Unterbrechungen und Ebenenwechsel seine modernistische Montage-Theorie entwickelt. Morphing gehört nun auf genau einen solchen digitalen Rummelplatz, dessen Wachgeküsst-Werden für ein künstlerisches, selbstreflexives Durcheinander noch aussteht. Es bleibt allerdings fraglich, ob das Eintreffen einer solchen zweiten Phase des Morphing nur noch abhängt vom richtigen Künstler, der sich des Themas annimmt. Oder ob es nicht eher darauf ankäme, dass irgendwo wieder irgendjemand eine Sowjetunion aufbauen will. Was ja zur Zeit nicht wirklich ansteht.