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Themenicon: navigation pathFoto/Byteicon: navigation pathDokument und Abstraktion
 
 
 
 
 

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dazu, die digitale Variante als additive Variante, wie das Medium der Malerei, gesehen wird. Gegenüberstellungen dieser Art sind sehr verkürzt, wenn man an die hohe Anzahl der Variablen und Verwendungsweisen im analogen Fotoprozess denkt, die sich nicht nur durch subtraktive Methoden auszeichnen, und man im digitalen Verfahren offensichtlich immer davon ausgeht, dass die Möglichkeit der Variation und Addition des Datensatzes zwingendes und unvermeidbares Signum der digitalen Arbeitsform wäre.

In anderen Bereichen, wie der Wissenschaft etwa, hat man sich längst die Möglichkeiten der neuen digitalen Technologien auf dem Felde der Diagnostik, Rekonstruktion oder der Simulation zunutze gemacht und erstaunlicherweise die Manipulierbarkeit der Bildergebnisse nicht so stark in den Vordergrund gestellt. In der Medizin oder der Archäologie, um zwei Beispiele zu nennen, vertraut man diesen Techniken in einem hohen Ausmaß, vor allem aber auch, denke ich, da die Prozesse der Bildgewinnung, Interpretation und Distribution näher beieinander liegen und offensichtlich einer besseren gesellschaftlichen

 

Kontrolle unterliegen. Oder vertrauen Sie ihrem Arzt weniger, weil er statt einer analogen, zweidimensionalen Röntgeneinrichtung ein digitales Bildgebungsverfahren in 3-D benützt? Vielmehr werden durch bestimmte Verfremdungsprozeduren mittels spezifischer Software oder sonstiger Strategien die ›neutralen‹ Daten der Bildgebungsmaschine erst interpretiert und so überhaupt bestimmte Krankheitsbilder zum Vorschein gebracht.

Letztlich stehen wir vor einem Paradox: Größere Auflösungsdichte, Datenmenge und Detailgenauigkeit der digitalen Fotografie stehen einem höheren Abstraktionsgrad und Variationsmöglichkeit entgegen. In der Konfrontation der verschiedenen Eigenarten dieser Bereiche wird klar, dass man sich schnell in einem Strudel an Fragen verliert, die nicht völlig beantwortet werden können oder auch nicht wirklich verglichen werden können. Ein Auf- und Abrechnen der Vor- und Nachteile zeigt uns nur eins mit Sicherheit: ein System wird durch ein anderes ersetzt, wo bestimmte Fragen sich verschieben, doch auch nicht ganz beseitigt werden. Eine andere Art der Beschreibung schafft eine andere Differenz.

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