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Hin zu einem körperlichen Kino: Theatralität in Chantal Akermans Filmen der 70er Jahre [1]
Ivone Margulies
 
Hôtel Monterey (Akerman, Chantal), 1972News from Home (Akerman, Chantal), 1976
 
 
 

 

»In meinen Filmen verfolge ich genau den entgegengesetzten Weg verglichen mit den Machern von politischen Filmen. Sie haben ein Skelett, eine Idee, und dann fügen sie Fleisch hinzu: ich habe zunächst einmal das Fleisch, das Skelett kommt dann später hinzu.« (Chantal Akerman, 1975) [2]

In »Hotel Montereyy« (1972) und »News from Home« (1976), zwei Filmen von Chantal Akerman, die sie in New York unter dem Einfluss des strukturellen Filmemachens gedreht hat, zeigt eine feststehende Einstellung eines leeren Flures bzw. einer überfüllten U-Bahn (menschliche Abwesenheit, menschliche Anwesenheit) die Bandbreite der Möglichkeiten des strukturellen Filmes. Wenn sich die Aufzugtür in »Hotel Monterey« zu einem leeren Flur hin öffnet, kann man dieses Bild als eine Ansammlung von Linien, Farben und perspektivischen Illusionen betrachten. Wenn sich die Kamera zu einer Halle voller Menschen hin öffnet, deutet dieser Moment des gegenseitigen Erkennens einen Katalog von Darstellungsmöglichkeiten für einen

 

strukturellen Dokumentar-Film an. Die Dichotomie zwischen zwei Arten von Raum (der Aufzug und die verschiedenen Stockwerke) wird nur dann wahrgenommen, wenn der »Verschluss« – die Aufzugtür – geöffnet ist. Das ist auch genau der Punkt, an dem die Dualität von Zuschauer und Objekt aktiviert wird, mit einem widerspiegelnden Effekt. Die Kamera ist fest installiert – im Flur, oder, wie in »News from Home«, senkrecht zu den Eingangstüren einer sich bewegenden U-Bahn, so dass für ein sich ständig veränderndes Szenario gesorgt ist, wenn neue fremde Personen eintreffen. Die Kamera wendet sich hartnäckig an diesen aufdringlichen Zuschauer, und zwar entweder so kurz wie der Kontakt eines flüchtigen Blickes oder aber so lang wie ein Starren. [3] Die relative Nähe der Hotelgäste bzw. der U-Bahngäste zur Kamera wird zu einem Beispiel für die kommunikative Dimension des menschlichen Raumverhaltens. In »News from Home« funktioniert die Kamera »wie ein Aufnahmegerät, das sich in der Schwebe befindet.« [4] Die Macht der Kamera ist einige Zeit lang messbar; letztlich erweist sie sich als zu

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