Hinweis: Wenn Sie diesen Text sehen, benutzen Sie einen Browser, der nicht die gängigen Web-Standards unterstützt. Deshalb wird das Design von Medien Kunst Netz nicht korrekt dargestellt. Die Inhalte selbst sind dennoch abrufbar. Für größtmöglichen Komfort und volle Funktionalität verwenden Sie bitte die empfohlenen Browser.

Themenicon: navigation pathMedienkunst im Überblickicon: navigation pathMassenmedien
 
La télévision dechiquetée ou l’anti-crétinisation (Das zerstückelte Fernsehen oder die Anti-Idiotisierung) (Isou, Isidore), 1962Auto-Vision (Gerstner, Karl), 1964
 
 
 

icon: previous page

Isidore Isou

Aus dem gleichen Jahr 1962 stammt ein TV-Objekt von Isidore Isou, dem Begründer des Lettrismus, das den Titel trägt: »La télévision dechiquetée ou l'anti-crétinisation« (»Das zerstückelte Fernsehen oder die Anti-Idiotisierung«). Die etwas zu Unrecht in Vergessenheit geratene Bewegung des Lettrismus hat in den frühen 1950er Jahren viele Entwicklungen der konzeptuellen und intermedialen Kunst der 1960er Jahre vorweggenommen. Isou proklamiert 1951 die Zerstörung des Films, welche er mit eigenen Montagefilmen auch in die Tat umsetzt und damit den Skandal hervorruft, der den jungen Debord zum Lettrismus bringt.[34] Am bekanntesten wird die Bewegung durch die lettristische Hypergrafie, eine Zeichenschrift ohne Bedeutung, die in vielem die Entwicklung von Comics und Werbung vorwegnimmt. In seinem TV-Objekt setzt Isou dem Bildschirmeine Schablone mit solchen hypergrafischen Elementen vor und macht durch diese schlichte Geste die Mattscheibe zu einem Reservoir ständig neuer Zeichen, die aus der Überlagerung von hypergrafischer Matrix und laufendem Bild entstehen. Wesentlich ist, dass sowohl César als Isou ihre TV-Objekte im März 1962 in Paris ausstellen.[35]

 

Karl Gerstner

Eine komplexere optische Veränderung des laufenden TV-Bildes nimmt der Schweizer Künstler, Grafikdesigner und Werbefachmann Karl Gerstner vor. Ab 1962–1963 entwickelt er verschiedene Modelle seiner »Auto-Vision>«: »Der Name bezeichnet den Unterschied zur Tele-Vision: es geht nicht um die Übertragung von Programmen, sondern um die unmittelbare Erzeugung von Programmen. Dazu dienen die täglichen Fernsehsendungen, die durch eine ›Brille‹ abstrahiert, bis zur Ungegenständlichkeit verfremdet werden«, sagt Gerstner dazu.[36] Diese der Op-Art verwandten ›Brillen‹ aus geformtem Plexiglas können gewechselt werden, jede erzeugt einen anderen Effekt. Zur Ausstellung »Crazy Berlin« im Haus am Lützowplatz in Berlin werden 1964 zwölf verschiedene ›Brillen‹-Varianten von »Auto-Vision« in einer Monitorwand gezeigt, alle mit dem gleichen und einzigen Programm, das unverzerrt auch daneben auf einem dreizehnten Fernseher läuft. Das mit Designperfektion gestaltete Einzelmodell von »Auto-Vision« hat ein ganzes Set von ›Brillen‹, die gewechselt werden können, und hätte seinerzeit gut zum progressiven Wohnambiente im Stil von Verner Panton gepasst. Doch Gerstner geht es

icon: next page