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Radical Software (Korot/Schneider)
 
 
 

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Stimmungswandel, der TV-Sendungen zum Hoffnungsträger der Kunst macht, statt sich an dem TV-Kasten als Stellvertreter für eine Systemkritik abzuarbeiten? Die Impulse kommen sowohl aus der Kunst als auch von den Sendeanstalten. Dabei wird das elektronische Bild um 1970 noch generell mit dem TV-Bild gleichgesetzt. Das zeigen die Titel der ersten großen Ausstellungenim Jahr 1969 »TV as a creative medium« (Howard Wise Gallery New York) sowie »Vision and Television« (Rose Art Museum, Waltham/MA) und die Zeitschrift Art in America betitelt ihr Themenheft »TV– The next Medium«.[46] Von Videokunst ist dabei noch kaum die Rede, obwohl seit 1965 der SONY Portapak als erste sowohl finanziell wie vom Gewicht her ›tragbare‹ Videoanlage für private Nutzung auf dem Markt ist. Zwar arbeiten Künstler wie Bruce Nauman damit, ihre technisch primitiven, aber durch ihre permanente Wiederholung intensiven Echtzeit-Videobänder entstehen durch Performances direkt vor der Kamera, ohne Nachbearbeitung.[47] Doch für eine Fernsehausstrahlung sind solche Videos denkbar ungeeignet, sie haben eher den Charakter von Exponaten, die im ›White Cube‹ einer Galerie neben Fotos oder Objekten ausgestellt werden.

 

Die Möglichkeit zur autonomen Videoproduktion stimuliert jedoch auch politische Medienarbeit, die eine Gegenöffentlichkeit zum Mainstream-TV produziert und damit provoziert: »Guerrilla Television« lautet das programmatische Ziel der Gruppe um die Zeitschrift »Radical Software«.[48] Die Underground-Video-Bewegungen geraten dabei in den Zweispalt zwischen Professionalisierung und Anpassung oder Radikalisierung und Marginalisierung.[49] Dieses durch den technischen Aufwand des Mediums TV verursachte Dilemma kann erfolgreicher in der Piraten-Radio-Bewegung vermieden werden. Doch für den Video-Underground bleibt das Fernsehen das Mastermedium, wie es die ironische Verdoppelung im Namen der Gruppe »TVTV« (Top Value Television) ausdrückt.

Das Fernsehen als Kunstform der Zukunft sollte also auf mehreren Plattformen statt- finden, in Ausstellungen, in Sendungen und in alternativen Screenings. Doch es sollte keine neo-primitve Videoästhetik haben, sondern eine perfekte Ausnutzung der professionellen Möglichkeiten des Mediums durch Künstler erproben. In diesem Punkt sind sich die Initiatoren der drei Sendungen, die 1968/1969 den Beginn dieser Hoffnungen markieren, einig.

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