Hinweis: Wenn Sie diesen Text sehen, benutzen Sie einen Browser, der nicht die gängigen Web-Standards unterstützt. Deshalb wird das Design von Medien Kunst Netz nicht korrekt dargestellt. Die Inhalte selbst sind dennoch abrufbar. Für größtmöglichen Komfort und volle Funktionalität verwenden Sie bitte die empfohlenen Browser. |
sollen die Grenzen zwischen Technikern und Künstlern überwunden werden. Dabei beruft er sich auf die Theorie von John Cage: »Oft hatten wir bis zu dreißig Videoquellen gleichzeitig verfügbar und zwanzig Leute im Kontrollraum – wenn es jemand zu langweilig wurde, schaltete er ohne Sinn und Zweck einfach zu etwas anderem.«[52] Das prominenteste Resultat der Zusammenarbeit mit Künstlern ist 1969 »The Medium is the Medium«, eine Sendung mit Beiträgen von Allan Kaprow, Nam June Paik, Otto Piene, James Seawright, Thomas Tadlock und Aldo Tambellini. In einem recht heterogenen Mix verschiedener Stile werden dabei innovative elektronische Mittel der Bildgestaltung in allen damals verfügbaren Varianten erprobt. Das reicht von abstrakten Videomustern des Effektgeräts von Tadlock bis zu dem komplexen Zweiwege-Kommunikations-Event »Hello« von Kaprow.[53] Paik lädt ein paar Hippies von der Straße ins TV-Studio zur Mitwirkung ein. Dieses offene Konzeptsetzt er 1970 bei WHGB mit der vierstündigen Live-Sendung »Video Commune« fort. Zu Musik der Beatles wird der von Paik und Shuya Abe entwickelte Videosynthesizer[54] für Genese und Modulation elektronischer Bilder
eingesetzt, wobei auch das eingeladene Publikum bei der Gestaltung der Sendung mitwirken darf und so ein kollektives kreatives Ereignis in das Medium TV übertragen wird.
Eine klare Konzeption für die künstlerische Nutzung des Fernsehens wird von dem deutschen Filmemacher Gerry Schum seit 1968 entwickelt. Seine visionäre Fernsehgalerie soll ausschließlich Kunst im Medium TV produzieren und präsentieren und keine normalen Ausstellungsräume bestücken. »Eine unserer Ideen ist die Kommunikation von Kunst anstelle des Besitzes von Kunstobjekten. […] Die Fernsehgalerie ist mehr oder weniger nur eine mentale Institution, die nur im Moment der Fernsehsendung zur Wirklichkeit wird.«[55] Schum sieht das Fernsehen als einen neuen Weg der Vermittlungvon künstlerischen Prozessen und Konzepten jenseits des Objekts. Sein konzeptueller Purismus ist der Gegenpol zum multimedialen Aktionismus von Otto Piene und Aldo Tambellini und der Technikeuphorie des WHGB. Er geht nicht von der Faszination technischer Machbarkeit aus, sondern von