Hinweis: Wenn Sie diesen Text sehen, benutzen Sie einen Browser, der nicht die gängigen Web-Standards unterstützt. Deshalb wird das Design von Medien Kunst Netz nicht korrekt dargestellt. Die Inhalte selbst sind dennoch abrufbar. Für größtmöglichen Komfort und volle Funktionalität verwenden Sie bitte die empfohlenen Browser.

Themenicon: navigation pathMedienkunst im Überblickicon: navigation pathMassenmedien
 
The Endless Sandwich (Weibel, Peter), 1969Facing a Family (Export, Valie), 1971TV Interruptions; 7 TV Pieces (Hall, David), 1971
 
Reverse Television (Viola, Bill), 1982Monodramas (Douglas, Stan), 1991Shoot (Burden, Chris), 1971
 

icon: previous page

ebenfalls direkt auf die häusliche Betrachtersituation beziehen. Um nur zwei Beispiele zu nennen: In »The Endless Sandwich« von 1969 bringt Weibel auch den letzten Couchpotato dazu aufzustehen und in »Facing a Familiy« macht Export 1971 das TV-Bild zum Spiegel der Familie. Ebenfalls 1971 lässt im schottischen Fernsehen David Hall in seinen poetischen »7 TV Interruptions« beispielsweise den TV-Kasten zum Wasserbehälter werden. Diese Art von Interventionen hat sich fast zu einem eigenen Genre entwickelt, dessen weitere Beispiele bis heute reichen.[59] So zeigt »Reverse Television« von Bill Viola 1983 vierundvierzig TV-Zuschauer jeweils für eine halbe Minute und wurde vom Fernsehsender WGHB in Form unangekündigter Inserts gesendet, und die »Monodramas« von Stan Douglas setzen 1991 kurze, poetisch-sinnlose Ereignisse zwischen die Werbeblöcke.

Ohne hier im Einzelnen auf alle Beispiele für solche Interventionen einzugehen, lässt sich feststellen, dass sie teilweise die Wirkungsweise des Fernsehens sehr genau erfassen und sogar seine zukünftige Entwicklung antizipieren. Exports symbolische Übertragung des Familienalltags in das Medium wird schon drei Jahre

 

später zur Wirklichkeit, als die Familie Loud sieben Monate lang von einem TV-Team begleitet wird und dem amerikanischen Fernsehpublikum einen Blick in ihr Privatleben gestattet, das den Stoff für eine Miniserie liefert.[60] Die weitere Entwicklung bis zum heutigen Reality TV zeigt die Konsequenzen dieser Überschreitung der Grenze von Privat und Öffentlich auf.[61] Ebenso hat die TV-Werbung sich die Strategie der unerwarteten Intervention zu eigen gemacht. Und ein elektronisches Kaminfeuer, das Dibbets noch ironisch ins Fernsehen setzt, gibt es mittlerweile auf Video als ganz normales Produkt.

Radikale Interventionen – Burden

Die bisher angeführten künstlerischen Interventionen von 1971 sind alle in Kooperation mit dem jeweiligen Fernsehsender entstanden, der dafür einen Platz in seinem Programm ließ und teils auch die Produktion übernahm. Ein Jahr später erhält diese interventionistische Strategie jedoch eine radikalere Zuspitzung jenseits der Legalität. Als Chris Burden 1972 wegen seiner Aufsehen erregenden Aktion »Shoot«, bei der er sich vor Publikum in den Arm schießen lässt, zu

icon: next page