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Alchemy; An Installation (Biggs, Simon), 1990Primarily Speaking (Hill, Gary), 1981
 
 
 

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»Alchemy« (1990).[14] Diese Werke arbeiten in sehr unterschiedlicher Weise gezielt gegen Ursache-Wirkungsprinzipien, die gerade die paradigmatische Logikmaschine Computer charakterisieren. Sie setzen das kybernetische Feedback-system, in dem auf jede (Re)Aktion eine (Re)Aktion folgt ein, um Kausalität außer Kraft zu setzen und jeder narrativen Linearität entgegenzuwirken. Sequentialität und damit ein fortschrittsorientiertes Geschichtsverständnis sind im Strudel der interaktiven Narrationen nicht mehr denkbar. Die Strukturprinzipien der Zirkularität in den genannten interaktiven Arbeiten stehen für ein postmodernes Geschichtsverständnis, das seinen Glauben an die Kraft des Fortschritts verloren hat. Die digitale Maschine funktioniert als ständiger Kreislauf eines Rückkopplungssystems. Das kybernetische Prinzip beschreibt ein Kommunikationsmodell, das den endogenen Rezipienten, der immanenter Bestandteil des Systems ist, voraussetzt. Der Rezipient wird in diesen Werken von diesen durch Vieldeutigkeiten, aber auch durch Unbestimmbarkeit und Leerstellen zur Konsistenzbildung und temporären Komplettierung der interaktiven Narration aufgefordert.

 

Eine ähnlich strukturelle Offenheit, in der Feedback als ästhetisches Prinzip eingesetzt wird, findet sich in den Arbeiten von Gary Hill. Allerdings kennzeichnet sie weniger eine veränderte Form der Erzählung als eine andere Form des Schreibens. Sprache als Bedeutungs- und Zeichensystem wird in ihren grundlegenden Funktionen und Regeln offengelegt und so in Funktionskontexte eingebunden, dass Bedeutungen und Interpretationen situativ und subjektiv wechseln. Das Video »Primarily Speaking« (1981–1983), ursprünglich Teil einer Acht-Monitor-Installation, stellt eine komplexe Wechselbeziehung zwischen gesprochenen Worten und Bildern her. Der gesprochene Text ist eine Montage von Klischees, Wortspielen und Redewendungen und läuft über zwei parallelen Bildern ab. Obwohl die Bedeutungen der meist simplen ›ur-amerikanischen‹ Sätze auf der Hand zu liegen scheinen, entstehen in der Konfrontation mit den Bildern irritierende und widersprüchliche Bedeutungen. Sie entfernen sich von der ersten offensichtlichen Konnotation, nehmen andere Bedeutungen an, die mit den jeweiligen Bildkonstellationen wechseln. Die Worte scheinen, sich

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