Hinweis: Wenn Sie diesen Text sehen, benutzen Sie einen Browser, der nicht die gängigen Web-Standards unterstützt. Deshalb wird das Design von Medien Kunst Netz nicht korrekt dargestellt. Die Inhalte selbst sind dennoch abrufbar. Für größtmöglichen Komfort und volle Funktionalität verwenden Sie bitte die empfohlenen Browser.

Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathMarker
 
Zapping Zone Installation (Marker, Chris), 1990Immemory (Marker, Chris), 1997Sans soleil (Marker, Chris), 1983
 
 
 

icon: previous page

aufrechterhält, sondern im Sinne von Lyotard das Ende in den Anfang der kleinen, der minoritären, kurz: der vaganten, umherschweifenden und ortsungebundenen Erzählung ummünzt. Es ist nachgerade Markenzeichen der abstrakt als Essayfilme bezeichneten kinematographischen Kunstwerke Markers, dass sie von einer Erzähllust überborden: dass egal, welchen Stoff sie aufgreifen, aus dem Bildervorrat ein neuer Kosmos überdeterminierter Bedeutungen entsteht und dass in diesem Sinne das Spiel mit dem Genre des Dokumentarfilms eher zur ironischen Analyse von dessen latenter Monumentalität gerät. Intendiert ist um es noch einmal zu betonen eher eine minoritäre Monumentalität der Bilder, die erzählerisch zu bedenken gibt, was mehr einem Entfalten als einem Erhabenen gleicht, einem Auseinanderfalten wie in gewissen Papiertechniken des japanischen Origami oder neuen Techniken digitaler Bildbearbeitung wie zapping, windowing, linking, morphing, wie sie in der Tat auch die neueren Arbeiten Markers (»Zapping Zone«, »Level 5«, »Immemory«) beherrschen.[3] Gleichwohl ist in den Analysen der filmischen Möglichkeit dieser neuen Narrativität immer wieder das

 

Bild in den Vordergrund gerückt worden. Selbst Pascal Bonitzer, der in »Le regard et la voix« auf die symbolische Machtfunktion der Off-Stimme hingewiesen hatte, lenkt die Aufmerksamkeit des Drehbuchautors allein auf die Bilder: »Es handelt sich also nicht nur darum, erzählen zu können, sondern im Hinblick auf die Bilder erzählen zu können, unter dem Diktat der Bilder […] Das Bild erzählt die Geschichte«[4] Chris Marker selbst wird gern mit der Bemerkung des Computer-Freundes Yamaneko aus »Sans soleil« zitiert, dass die Bilder eben nur das sein wollten, was sie sind, »nämlich Bilder«. Man könnte darin nahezu das Fortleben eines tief im alten Paragone des Wort- und Bildkünste verwurzelten Vorurteils aus der Frühzeit des Übergangs vom Stumm- zum Tonfilm vermuten, als man befürchtete, die stimmliche Ebene könne die Intensität des visuellen Ausdrucks beeinträchtigen.[5] Dabei spielt bei keinem anderen Cineasten die Stimme, ja die Sprache überhaupt eine derart wichtige Rolle wie in den Filmen Chris Markers. Allerdings folgt die Tonspur dabei ihren eigenen Gesetzen der Montage, die nicht einfach nur wie beim Originalton der bildlichen mise-en-scène entspricht. Bei Marker gibt es praktisch keinen

icon: next page