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und darin das Zurücktreten der Zeichen lesen.«[11] Barthes' »Verschränkung« der beiden Ebenen von Text und Bild lässt also eher eine akausale Synchronizität als eine Korrespondenz oder einen Kommentar vermuten. Die betont zufällige »Begegnung« zweier Ausdrucksformen, die sich untereinander weder austauschen noch vergleichen lassen, sondern in Konkurrenz zueinander stehen, erzeugt für Barthes einen eigenwilligen Effekt von »Sinnverlust«, der im Moment des genannten Zurückweichens der Zeichen auch als wie Barthes es an anderer Stelle genannt hat konnotierter »effet de réel«[12] zu lesen ist. Eröffnet wird durch diese zufällige, unvorhersehbare und unkalkulierbare Begegnung ein Reichtum von Einsichten, er gibt etwas neues zu sehen und zu verstehen.

Hörraum des Tons und Stimme im Kino

Entscheidend ist nun aber die Zuspitzung der Doppelreferenz in den beiden technisch gesprochen Spuren der sogenannten audio-visuellen Medien. Während nämlich das Doppelspiel von Text und Bild auf dem gemeinsamen Schauplatz (sensu strictu) des

 

Visuellen bleibt, kommt mit dem Akustischen eine andere Dimension hinzu: neben dem Zeiterleben der Bilderfolge der Hörraum des Tons bzw. der Stimme. Die entsprechenden Fragen der Verflechtung von Raum und Zeit stehen vor dem Hintergrund einer langen Geschichte wechselseitiger Überbietungen und Subversionen. Bekannt ist die mit dem Namen der Neuzeit verbundene Fixierung auf das Optische, auf die von Ulrich Sonnemann so genannte Okulartyrannis[13]. Ihr steht gegenüber, was seit Derrida als Kritik des Logophonozentrismus firmiert, d. h. eine Kritik der von der abendländischen Metaphysik unterstellten prinzipiellen Nähe von Stimme und Anwesenheit des sich in ihr aushauchenden Geistes. Diese metaphysische Wahrheit, die sich als Unverborgenheit in der Gegenwärtigkeit der Stimme am reinsten zu offenbaren meint, erfährt im Kino ihre magische Überhöhung, aber auch eine mediale Dekonstruktion in der Verdeutlichung der Differenz zwischen Gesehenem und Gehörtem. Die damit verbundenen Machteffekte werden im Film nämlich vor allem über die Instanz der Off-Stimme bewirkt, die ihre Autorität als Unhinterfragbarkeit vor allem der Position des Draußen,

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