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Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathMulvey/Wollen
 
 
 
 
 

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asking a riddle«. [19] Es sind nicht die Worte dieses Manifests, die fast 25 Jahre nach Fertigstellung des Films einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Es ist vielmehr die lebendige Präsenz Laura Mulveys auf der Kinoleinwand des voll besetzten Kinos Arsenal am 5. April 2001 (auf der Tagung: »Eine andere Kunst – ein anderes Kino«), die sich mir eingeprägt hat. Diese lebendige Darstellung ist im reproduzierten Standbild des Films erloschen. Sie stellt sich aber bezeichnenderweise auch bei einer späteren Sichtung des Films am Schneidetisch nicht mehr ein. Warum löste die Präsenz dieser Theoretikerin auf der Kinoleinwand bei mir ein Gefühl aus, das mich anrührt, wo ich doch die »echten« weiblichen Stars in der Regel nur noch distanziert als geronnene Diskurse wahrnehme? Sicherlich liefert der »Konkretismus« des Kinos [20] in Ton und Bild einige Elemente des Überschusses, für die ich besonders empfänglich bin, z.B. den »sound of Britishness« ihrer verhaltenen Artikulation oder die Margeriten auf ihrer Bluse, die durch den rotstichigen Film eigenartig fern und auratisiert wirken. Möglicherweise ist es ihr/mir aber gelungen, in ihrer Leinwandpräsenz einen Mythos und

 

eine Schaulust zu ›erretten‹, die weniger an einen kinematografischen Code gebunden ist, sondern an körperliche Eindrücke, die von Generation zu Generation weitergereicht werden und dessen direkter Zugang über den Film mit der Historisierung des klassischen Hollywoodkinos unzugänglich wurde. Schließlich lässt sich auch noch die dritte Funktion als Zuschauerin/Kinogängerin denken. Dabei handelt es sich wieder um einen Anschluss der einen außergewöhnlichen Gegenschuss konstruiert. Vom weiblichen Star (auf der Leinwand) wechselt die Einstellung in den Zuschauerraum eines Kinos und setzt entgegen den Kinokonventionen die Phantasie von einer weiblichen, sprechenden Zuschauerin/Kinogängerin (Laura speaks, dritte Funktion) sicht- und hörbar ins Bild. [21] Das andere Kino von Mulvey und Wollen adressiert im zweiten Kapitel folglich drei Aspekte der Geschlechterdifferenz, die Instanz der Regisseurin, die der Darstellerin und die der Zuschauerin. Alle drei Ebenen erscheinen wiederum wie jenes »Palimpsest der multiplen Niederschriften«, das Wollen theoretisch eingeführt hat, welches in diesem Falle aber einer Vielstimmigkeit

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