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Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathMulvey/Wollen
 
 
 
 
 

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These des »leaving the past behind without rejecting it«. Dieses Festhalten am weiblichen Star ist in historischer Perspektive bemerkenswert, denn das Starsystem des ›orthodoxen‹ Kinos existierte nur bis in die 60er Jahre hinein. Es deutet sich ferner an, dass Mulvey neben dem männlich konnotierten Blick, den ihre theoretische Schrift thematisiert, insbesondere in ihrer Filmarbeit – mit der Metapher der Sphinx – eine spezifisch weibliche Kinorezeption mitgedacht hat. [16] Mulveys Kino verwendet also gerade jenes Moment der Kontemplation des weiblichen Stars als Zitat und markiert es als einen Diskurs. Diesem werden andere Diskurse konfrontiert, die Sphinx, die den griechischen Mythos evoziert und Freuds Diskurs, der Weiblichkeit impliziert, aber auch das eigene Filmprojekt mit seinem Bezug zur Schriftlichkeit, welches gerade seinen Auftakt genommen hat. Soweit handelt es sich um eine Schichtung oder auch Gegenüberstellung von Diskursen.

6. Zwischen Regisseurin, Darstellerin und Zuschauerin

Erst das zweite Kapitel unternimmt einen radikalen Sprung, dessen Charakter zumindest auf den ersten

 

Blick eher der Counter-Strategie als der Dekonstruktion entspricht. In diesem Teil (Laura speaks) sehen wir Laura Mulvey an einem Tisch sitzen. Lesend erläutert sie das Konzept des Films, ihre Überlegungen zur Sphinx und adressiert dabei die Kamera. Hierbei handelt es sich im Prinzip um einen »Reverse shot« zur Einstellung aus dem ersten Kapitel, um jenen Gegenschuß, der eigentlich auf die Einstellung des weiblichen Stars (Garbo) folgen müßte. Dieser ›Gegenschuss? ist nicht nur durch den Zwischentitel »2. Laura speaks« zeitlich verzögert, er ist auch grundsätzlich anderer Natur, weil er nicht mehr im Sinne einer einzelnen Diegese gelesen werden kann, sondern Verkettungen mit unterschiedlichen Diskursen erlaubt. Das Bild von Laura Mulvey fungiert in dieser Einstellung mindestens auf drei Ebenen: erstens als Regisseurin/Filmemacherin, zweitens als Theoretikerin/Darstellerin und drittens als Zuschauerin/Kinogängerin. Betrachtet man sie zunächst als Regisseurin/Filmemacherin, so entwickelt sich die Assoziation zu einer Regisseurin eines Avantgarde-Films à la Godard (Laura speaks). [17] Dieses Hör- und

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