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der Sphinx, d.h. einer weiblichen Genealogie zugeordnet wird. Der erwähnte Verfremdungseffekt, der am Bild der Garbo vorgenommen wird, zielt auf diese (dreifache) Umcodierung, deren neue Assoziationsketten aber im orthodoxen Kino wie auch im Mythos der Sphinx bereits »vorgeformt« oder zumindest denkbar waren. Diese Umcodierung zeichnet sich daher neben dem revolutionären Moment auch durch ein bewahrendes aus, wenn sich darin tatsächlich etwas von der Kontemplation des weiblichen Stars des klassischen Hollywood-Kinos in diese Filmproduktion der 1970er Jahre und in ihre Aufführung im Jahr 2001 gerettet haben sollte.

7. Mythische und soziale Implikationen der Sphinx

Das dritte Kapitel (»Stones«) zeigt Bilder der ägyptischen Sphinx. Die steinernen Figuren werden mit filmischen Mitteln bearbeitet, Wieder-Abfilmen in mehreren Generationen, Zooms, Zeitlupe, extreme Nahaufnahme. Die Einstellungen treiben die Körnigkeit des filmischen Materials hervor und entstellen den Stein der Skulpturen, aber auch das filmische Material seiner physischen Referenz mit einer Tendenz zum

 

abstrakten Film der Avantgarde. Dennoch fokussieren diese Bilder auch in ihren aufgelöstesten Schatten immer wieder den stummen Mund der ägyptischen Sphinx, so als wollte diese filmische Meditation den Stein sprechen machen, oder – wie Roland Barthes in der Betrachtung eines Details eines Filmstandbildes (ebenfalls ein Mund, in diesem Fall der einer alten Frau) – einen anderen Signifikationsprozess jenseits von Sprache und fotografischer Wiedergabe aufrufen, der die Körperlichkeit direkt befragt. [22] Kapitel eins bis drei sind Elemente einer komplexen Rahmenstruktur des Films. Erst das vierte Kapitel erzählt (und zeigt) die eigentliche ›Geschichte‹. Die Hauptfigur dieser Darstellung ist Louise, die eine zweijährige Tochter hat. Louise trennt sich von ihrem Mann Chris. Berichtet wird aus ihrem Alltagsleben, dem Berufsleben, ihrer Situation als alleinerziehender Mutter, ihrem Verhältnis zur ihrer Tochter Anna. Schließlich zieht Louise mit einer Freundin zusammen. Der Aufbau dieses Kapitels folgt einer strengen Struktur: Louises Geschichte wird in »Zwischentiteln« erzählt, d.h. die eigentliche Narration beschränkt sich auf einen Schrifttext, der in aufeinander folgenden

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