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Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathMulvey/Wollen
 
 
 
 
 

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Schrifttafeln gefasst ist. Zwischen die einzelnen Schrifttafeln werden 13 Kameraschwenks – 360° Schwenks – eingefügt. Diese Einstellungen unterbrechen den Textfluss und zeigen Louises Leben an unterschiedlichen Orten: Küche, Schlafzimmer der Tochter, Eingangsbereich der Wohnung, Kindergarten, Arbeitsplatz Telefonvermittlung, Kantine, Verkehr, Einkaufszentrum, Spielplatz, Garten ihrer Mutter, (Präsentation der Künstlerin Mary Kelly im Schneideraum des Ex-Manns), Zimmer ihrer Freundin, Ägyptischer Saal des British Museum.

8. Die befreite Kamera

Für den Hollywoodfilm hatte Mulvey eine geschickte Kombination von »narration« (Erzählung) und »spectacle« (Darstellung, Schauobjekt) herausgestellt (Mulvey, 1975/1986, S. 203). Die Struktur des vierten Kapitels von »Riddles of the Sphinx« liefert eine andere, gegenläufige Kombination dieser Elemente. Der übliche Handlungsfluss der Bilder wird auf einen Text reduziert. Dieser Text wird durch die eingeschnittenen Kameraschwenks zerstückelt. Die kontemplativen

 

Momente des »orthodoxen« Kinos, die auf den weiblichen Star beschränkt waren, mutieren zur eigentlichen audio-visuellen Gestaltung einer streng formalen Kameraarbeit. Die reinen Darstellungen dieses Kamerablicks werden gegenüber der Narration aufgewertet. Dennoch sind die formalen Kameradrehungen so positioniert, dass es ihnen gleichzeitig gelingt, einige wesentliche Handlungselemente miteinzufangen. In der dritten Einstellung beispielsweise verabschiedet sich Chris (ihr Mann) von Louise. Während der Kameradrehung kann man ihn zunächst dabei beobachten, wie er ins obere Stockwerk des Hauses läuft, mit einigen Sachen wieder herunter kommt, dann in der Haustür steht, sich von Louise verbal verabschiedet, schließlich seine Sachen in den Kofferraum eines Autos legt und davon fährt, während Louise mit Anna auf dem Arm am Fenster steht {vgl. die Filmstills). Die ›befreite‹ Kamera in »Riddles of the Sphinx« wendet sich also nicht mehr isolierten erotischen Objekten zu (wie im Hollywoodfilm), deren Funktion der Narration untergeordnet ist. Sie stellt vielmehr die Darstellung der Frau, in diesem Fall einer alleinerziehenden

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