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Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathMulvey/Wollen
 
 
 
 
 

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Sphinx. Die Sphinx des griechischen Mythos wird als Überrest und verschüttete Spur einer älteren, matriarchalen Kultur gedeutet, die es neu zu entziffern gilt. Zum anderen überlagern Mulvey/Wollen das Rätsel der Sphinx aus dem griechischen Mythos (welches bei Freud nicht weiter thematisiert wird) mit Freuds Ausführungen zur Weiblichkeit. Diese wurde von Freud explizit als »das Rätsel« eingeführt. [5] Erst in dieser intertextuellen Überlagerung des griechischen Mythos mit Freuds Schrift »Die Weiblichkeit« entsteht der Ausgangspunkt für den pluralisch formulierten Titel des Films: »Riddles of the Sphinx«. Auch wenn der Film selbst keineswegs eine Freud-Lektüre unternimmt, sondern seinen Schwerpunkt auf eine zeitgenössische Frau und ihr konkretes Alltagsleben legt, so leuchtet im Titel dennoch so etwas wie eine »Rückkehr zu Freud« auf, die das als Counter-Strategie vorgetragene Filmprojekt in eine bisher wenig beachtete Nähe zu intertextuellen und dekonstruktiven Strategien rückt.

2. Die Nähe zur Dekonstruktion

Theoretisch stellt Wollen diese Nähe zur Dekonstruktion einige Jahre zuvor in Bezug auf das Kino

 

Godards wie folgt her: »The text/film can only be understood as an arena, a meeting-place in which different discourses encounter each other … [These] can be seen more as … palimpsests, multiple niederschriften (Freud's word) in which meaning can no longer be said to express the intention of the author or to be a representation of the world, but must like the discourse of the unconscious be understood by a different kind of decipherment« (Wollen, 1972/1982, 87). In diesem Aufsatz würdigt Wollen Jean-Luc Godard als den zeitgenössischen Filmemacher der Avantgarde. Er charakterisiert seine Strategie als »Counter cinema«, indem er dessen intertextuelle Struktur und dessen Schriftlichkeit als Palimpsest hervorhebt. Gleichzeitig deutet er – ganz nebenbei – auf eine radikale Verschiebung innerhalb des Textparadigmas: vom Autor/Regisseur zum Leser/Zuschauer. Diese Wende im Textverständnis korrespondiert mit den poststrukturalistischen Texttheorien von Barthes und Derrida. Als konzeptuellen Bezugspunkt nennt Wollen aber Freuds Psychoanalyse. Gleichzeitig ahmt er Godards Diskurstechnik nach, indem er den Begriff

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