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Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathWüsten des Politischen
 
 
 
 
 

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Interpreten etwa den filmischen Variationen dieser Wüstenkonzepte. »Die Suche nach dem Archaischen ist die Suche nach dem Strand unter dem Pflaster«, schreibt Thomas Medicus 1982 in der Filmkritik über die Wüste bei Pier Paolo Pasolini und fährt fort: »Im zeichenlosen Raum der reduzierten Konturen […] wird die reale Wüste zur Metapher des Schicksals, denn hier wie dort ist nur das Notwendige, das Leere und Fülle zugleich enthält, wirklich.«[4] Solche Spekulationen über die existentielle, rhetorische und semiotische Charakteristik (mehr oder weniger) spezifischer Wüstenbilder ließen sich problemlos ausweiten. Aber die Wüste als Gegenstand von Ikonographie und Toposforschung, als »Metapher des Schicksals«, als »langlebige Metapher für Leute, die sich selbst neu erfinden oder am Rande eines fremden, außerirdischen Raums verloren gehen«,[5] soll hier nur insofern interessieren, als sie an den Kreuzungspunkten unterschiedlicher Diskurse in den späten sechziger, frühen 1970er Jahren strukturell-symbolische Funktionen übernimmt. Es ist zuviel über die Wüste geschrieben worden. Wahllos, metaphysisch hat man sie überall entdeckt.

 

In der »landscape perspective« (W.J.T. Mitchell) betrachtet, wird »die Wüste« zum Baustein einer endlosen Komparatistik.[6] Immer neue Aspekte tauchen auf, die durch das Konzept der »Landschaft« strukturiert und kontrolliert werden. Die Wüste – ein kulturhistorischer Themenpark. Andererseits kann nicht genug geschrieben werden über das spezifische Regime der Wüste, die Mischungen, die sie eingeht: mit politischen Programmen und ästhetischen Praktiken; mit Kitsch, Ideologie, Religion und anderen Elementen, die aus dem Diskurs über die Landschaft auch einen Diskurs über Subjektivierung und deren Krise machen können. Denn die Wüste, als kulturell produzierter Raum ebenso wie als Natur-»Ereignis«, ist gleichermaßen ein Gebiet der Selbstfindung und der Erschütterung von Identität. Die Wüste ist bedrohlich, aber man kann auch mit der Wüste drohen. Im Gang in und durch die Wüste (und von ihr ausgehend) lässt sich eine Epistemologie entwickeln, die das Denken von Gesellschaft und Stadt gefährlich überschreitet. Diese kritische Epistemologie der Wüste (die u. a. auf eine Krise des Subjekts zurückführbar ist) kann sich in einer besonderen Art des Wüsten-Snobismus manifestieren (die u. a. das

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